piwik no script img

Der Körperder Sprache

Mit der Rechtschreibreform hat das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim seinen Ruhm nicht vermehrt. Unter www.ids-mannheim.de/grammis/reform/inhalt.html kann man jederzeit online nachschlagen, wie das alles gemeint war. Man kann es auch lassen. Sehr viel mehr Spaß macht das „Corpus Storage, Maintainance and Access System“, abgekürzt Cosmas. Auch linguistische Laien dürfen unter corpora.ids-mannheim.de/ für jeweils eine Stunde kostenlos nachschauen, wie reich die deutsche Sprache tatsächlich ist. Die Datenbank umfasst 778 Millionen Wörter. Sie stehen in einem guten Dutzend so genannter „Corpora“, das sind systematische Sammlungen des grammatischen und lexikalischen Bestandes bestimmter Publikationen, etwa von Zeitungen, aber auch von Aufzeichnungen mündlicher Sprache. In solchen Gebirgen an Rohstoff suchen empirische Sprachforscher nach den Regeln, die tatsächlich angewandt werden. Mit den anderen, von der Reform in den Schulen verordneten, haben sie wenig zu tun. Der erfasste Sprachschatz selbst zerfällt in unzusammenhängende Teile. Das aber möchte das Mannheimer Institut nun ändern. Seit Mai letzten Jahres arbeitet es an einer, wie es heißt, „elektronischen Textsammlung“, die „den Sprachgebrauch der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts dokumentiert“. Gemeint ist das letzte Jahrhundert.

niklaus@taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen