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Ein friedliches Vollmitglied

Der Kleinstaat Tuvalu will als jüngstes Mitglied der UNO vor allem vor der Klimakatastrophe warnen

Schon seit Jahren drängt Tuvalu in die Vereinten Nationen. Schließlich wurde der südpazifische Inselstaat schon 1978 unabhängig. Doch bisher war eine UN-Mitgliedschaft für die knapp 11.000 Einwohner des Südseeparadieses, an dessen Staatsspitze die britische Königin Elizabeth II. steht, schlicht viel zu teuer. Am Dienstag wurde der Traum nun trotzdem endlich wahr. In New York nahm die UNO auf Empfehlung ihres Sicherheitsrates Tuvalu, das aus 26 Quadratkilometer Land- und 757.000 Quadratkilometer Wasserfläche besteht, als Vollmitglied auf.

Zum Glück für die Regierung in Funafuti, der Hauptstadt Tuvalus, enthielt sich die Volksrepublik China nur der Stimme, statt ein Veto einzulegen. Denn Tuvalu unterhält diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Dieser von Peking als „abtrünnige Provinz“ bezeichnete Inselstaat ist neben dem Vatikan und der Schweiz eines der wenigen Länder, die nicht der UNO angehören.

Möglich wurde Tuvalus Mitgliedschaft durch das Internet. Der 4.000 Kilometer östlich von Australien gelegene Kleinstaat, in dem es selbst keine Computer gibt, hat die Vermarktung seines Länderkürzels „tv“ an eine kanadische Firma verkauft. Die verhökert die Domain weltweit an Fernsehstationen – und dafür erhält Tuvalus Staatskasse jährlich bis zu 20 Millionen US-Dollar, was heute der Hälfte des Staatshaushalts entspricht. Bereits zuvor hatte Tuvalus Regierung die Telefonvorwahl des Landes – 00688 – für bis zu 2 Millionen Dollar pro Jahr an Telefonsexanbieter vergeben. Auch Briefmarken aus dem Inselstaat gelten unter Sammlern als wertvoll.

Tuvalu, was in der gleichnamigen Lokalsprache „acht zusammen“ heißt, bestand ursprünglich aus acht, seit 1950 aus neun bewohnten Inseln. Diese werden durch jeweils einen Stern neben dem Union Jack in der tuvalesischen Nationalfahne symbolisiert. Außer dem Fischfang sind Kokosnüsse die Haupteinkommensquelle der mehrheitlich polynesischen Bevölkerung. Demnächst soll auch der Tourismus weiter entwickelt werden.

„Wir haben uns vor allem im Interesse künftiger Generationen zum Antrag auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen entschlossen“, begründet Ministerpräsident Bikenibeu Paeinu den Beitritt zur UN. Denn da Tuvalu an der höchsten Stelle nur 4,5 Meter über dem Meeresspiegel liegt, sorgt der durch den Treibhauseffekt ausgelöste Anstieg des Meeresspiegels hier für besondere Ängste. Gemeinsam mit Inselstaaten ähnlicher Lage will sich das Südseeparadies deshalb in der UN für internationale Abkommen über die weltweite Reduzierung der Treibhausgase einsetzen. SVEN HANSEN

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