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Uni-Mensa goes massive sponsoring

■ Mehr und noch mehr Werbung für die Studimäuler: Die Werbe-Einnahmen des Studentenwerks der Bremer Universität sollen die steigenden Kosten dämpfen / Dafür gibt es immer mehr Firmenlogos auf Servietten, Bechern, Tabletts, Werbeplakate, -filme ...

Lesen Sie gerne beim Essen? Dann sollten Sie in Zukunft feste Essensbesuche in der Uni-Mensa einplanen. Neben Flugblättern wird es dort demnächst einiges an zusätzlichem Lesefutter geben: Sehr viel Werbung – überall.

Die Werbe-Serviette, bunt bedruckt mit Anzeigen und seit April auf dem Mensen-Markt, war nur der erste Streich (Kostenersparniss rund 12.000 Mark). Studentenwerksleiter Christian Rohlfing hat offenbar Geschmack an der Werbung gefunden, um so die leeren Kassen seiner Mensen und Cafeterien etwas zu füllen. In den nächsten Monaten soll es zum Beispiel Porzellanbecher mit Werbe-Emblem geben, durch die der Mensa-Chef mindestens 12.000 Mark verdienen und die Anschaffungskosten in gleicher Höhe sparen will. Auch auf den Essens-Tabletts wird demnächst ein Groß-Logo prangen. Zwar war Rohling vor Monaten noch gegen den Einzug von Reklame-Tabletts: „Ich habe mich lange dagegen gewehrt“, gesteht er. Überzeugt haben ihn inzwischen die Einnahmen (85.000 Mark im Jahr). „Wichtig ist doch, was auf auf dem Teller ist“, resümiert Rohlfing heute. „Ich habe jetzt überhaupt keine Berührungsängste mehr, was Werbung angeht.“

Denn dem Mensa-Boss laufen die Kosten davon: Allein die Tariferhöhung bei den Löhnen lasten mit 300.000 bis 400.000 Mark auf dem Studentwerk – bei gleichbleibendem Landeszuschuss. „Solche Steigerungen können wir unmöglich immer an die Studierenden weitergeben“, rechtfertigt Rohling seine Werbeoffensive. Zwar wurde erst zum Wintersemster der Studentenwerksbeitrag um fünf Mark erhöht und die Essenspreise bereits im Juli nach oben geschraubt. „Aber die nächsten zwei Jahre müssen die Preise stabil bleiben.“

Den AStA dagegen überzeugen solche Kostenargumente wenig: „An der Uni wird alles durchkommerzialisiert“, so die einhellige Meinung. Auch Karin Nyhuis von der Uni-Zeitung 30S zum Beispiel kann über die Reklame-Attacken nur den Kopf schütteln. „Der Staat zieht sich immer weiter aus den Hochschulen zurück.“ Und während der AStA nicht mehr plakatieren darf, rollt die Werbe-Kampagne munter drauf los, klagt Nyhuis: „In Zukunft werden öffentlich nur noch bestimmte Informationen weitergeben: Und zwar Werbung.“

Aber mit Servietten, Bechern und Tabletts sind Rohlfings Reklamevisionen rund um die Speisetische noch lange nicht am Ende: Zwei Stellflächen sollen in der Mensa Plakate samt Geldgeber locken. Auch der Beamer, der zur Zeit nur die Menues an die Wand strahlt, könnte neben den Food-Infos auch Werbefilme oder -dias zeigen.

Die Unternehmen haben die Unis lange Zeit vernachlässigt, meint Rohlfing: Jetzt prangen die bunten Firmenlogos in immer mehr Hochschulen. Konzerne wie Telekom und Siemens hätten bei Rohlfing schon Interesse angemeldet. „Nur Zigarettenwerbung ist tabu.“ Inzwischen sind Anzeigendrucke auf Mensa-Servietten keine Seltenheit mehr. Vereinzelt gibt es auch schon Werbetabletts – wie etwa in Berlin. „Solange sich die Studis nicht massiv dagegen auflehnen, ist das kein Problem“, meint der Bremer Werbe-Servietten/Becher-Betreiber Helge Henke. Schließlich profitierten letztlich die Studenten von den Einnahmen.

Die neue Uni-Mensa war für Rohlfing immer ein „Ort an dem sich die Leute wohlfühlen sollen“. Daran würden die Werbekampagnen – „sorgfältig durchdacht“ – auch nichts ändern. „Ich denke, das kriegen wir hin“, bekundet Rohlfing zuversichtlich. Immerhin: Gegen die Werbe-Anfänge mit den Servietten gab es bislang kaum Proteste. pipe

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