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Cyberfeminismus und virtuelle Bühne

■ Das NetAudioEvent der espressiva bringt Musikerinnen weltweit zusammen

Immer noch überwiegend männlich – so klassifizieren Untersuchungen Internet-UserInnen. Bleibt die Frage, wie sich das belegen lässt, schließlich ist gerade das Web ein Raum, in dem man und frau problemlos als Angehörige des jeweils anderen Geschlechts auftreten oder dieses ganz nach Belieben und Tageslaune wechseln können – die virtuelle Welt machts möglich.

Dass Frauen das Internet durchaus nutzen, und zwar zu hochgradig kreativen Zwecken, soll Anfang November das NetAudio-Event des espressiva-Festivals demons-trieren: weltweite Vernetzung als künstlerische Kommunikationsplattform. Bei einer Live-Performance im Westwerk wird die von vier Künstlerinnen vorwiegend elektronisch erzeugte Musik per Web an Künstlerinnen weltweit übertragen, die sie dann ihrerseits bearbeiten und ins Westwerk zurückleiten. Die Ergebnisse können dort ebenso gehört werden wie im FSK (Freies Sender Kombinat, 93,0 MHz), das das Event mit einer Live-Sendung begleitet.

Nicht nur als virtuelle Bühne, auch als Werbemedium ist das Internet für das Musikbusiness interessant: die eigene Homepage als Anlaufstelle für Fans und als Ort, die eigene Musik z. B. als Sounddateiform MP3 zu präsentieren. Wie es zu schaffen ist, im Überangebot des Web nicht unterzugehen, ob es sich lohnt, sich einem Netzwerk anzuschließen und welche rechtlichen Fragen mit der Bereitstellung von Musik per Web verknüpft sind, sind Themen des im Rahmen des Festivals ebenfalls im November stattfindenden 3. Symposiums „Musikerinnen und Öffentlichkeit“, das Frauen vorbehalten ist.

Anhand des Old Boys' Network soll dort auch die direkte künstlerische Nutzung erläutert werden: www.obn.org ist ein Zusammenschluss von Künstlerinnen, die digitale Kommunikationsmedien für ihre künstlerische, cyberfeminis-tisch orientierte Arbeit nutzen. Und es wird debattiert, inwieweit die durch das Internet veränderte Konstruktion von Geschlecht die Rezeption von Musik verändert: Kann dadurch, dass das Internet nicht mit Abbildungen arbeitet, mit Geschlechtsidentität gespielt werden und hat dies Auswirkungen auf die Arbeit von Musikerinnen bzw. auf ihre Musik? Wie die Netz-Arbeit praktisch funktioniert, wird in einem anschließenden Workshop von Musikerin und Produzentin Patty Stucki erläutert, die auch mit einem Konzert im Programm vertreten ist und „elektronische Musik für Leute, die sonst keine elektronische Musik hören“ macht.

Elektronik als die Musikrichtung, die vielleicht noch am stärks-ten als männlich besetzt gilt, ist denn auch ein weiterer Themenschwerpunkt von espressiva: Nachhaltig wird demonstriert werden, dass auch hier Frauen längst ernst zu nehmende Musikerinnen sind, z.B. Anfang Oktober beim elektronika-Konzert mit den drei Berliner Bands „Vermooste Vløten“, „Komäit“ und „Quarks“ oder mit dem Konzert der „Chicks On Speed“.

Um inspirierte Frauen beim Schritt von der Hörerin zur Musikerin zu unterstützen, wird der Elektronik-Schwerpunkt von einem Workshop „Elektronische Musik selbstgemacht“ abgerundet – auf dass künftig noch viel mehr erfolgreiche und spannende Bands das Festival mit ihren Sounds bereichern werden. Karen Schulz

espressiva im Frauenmusikzent-rum fm:z, Große Brunnenstraße 63 a, 22763 Hamburg, Informationen unter Tel.: 040/39 27 31 oder www.espressiva.de

Anmeldung zu den Workshops im fm:z oder über fmz§espressiva.de.

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