: CDU: Schuld ist „Scheich Schröder“
■ Der VBN erhöht die Tarife – CDU will Ökosteuer abzuschaffen
Im Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Bremen-Niedersachsen (VBN) steigen die Fahrkartenpreise: Ab dem 1. Januar 2001 kostet ein Ticket nach Angaben des VBN durchschnittlich 3,42 Prozent mehr als im Vorjahr. Die einfache Fahrt in einem Fahrzeug der BSAG wird damit ein Groschen teurer, ein Monatsticket kostet künftig 68 anstatt wie bisher 65 Mark. Das Bremer Kärtchen in gewohnter Form wird abgeschafft, das neue Angebot 1,50 Mark teurer. Und wer ist zu einem guten Teil schuld daran? Die Scheichs, Schröder und Trittin, meint die CDU.
Diese nutzte gestern die Aktuelle Stunde der Stadtbürgerschaft, gegen die Ökosteuer der Bundesregierung anzustinken – pünktlich zur aktuellen Kampagne der Berliner Parteifreunde. Die unlängst beschlossenen Fahrpreiserhöhungen in Bremen und umzu dienten als thematisches Deckmäntelchen. Deren Ursache seien die gestiegenen Kraftstoffkosten, so Helmut Pflugradt (CDU), und damit eben auch die Ökosteuer. Für ihn sind neben der eigentlich zum Sparen verdonnerten BSAG vor allem „die Leute draussen“ die Verlierer – Rentner, Studenten, Sozialhilfeempfänger. Schließlich würden auch die Kosten für Heizung und Strom nach oben klettern. Also: Ökosteuer abschaffen.
Eine Forderung, die Joachim Schuster (SPD) als „völlig populistisch“ kritisierte. Für ihn wie auch für den Redner der Grünen, Dieter Mützelburg, hat die Ökosteuer nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an der beschlossenen Preissteigerung. Tatsächlich seien es vor allem die Personalkosten, die die Tariferhöhung notwendig machen würden, erklärte dazu VBN-Geschäftsführer Wolfgang Pietsch. Erst an zweiter Stelle kämen die stark gestiegenen Kosten für Dieselkraftstoff – bisher 800.000 Mark mehr als im Vorjahr. Eine zentrale Rolle spiele die Ökosteuer nicht.
Pietsch sieht in den hohen Spritpreisen sogar eine Chance, „neue Fahrgastgruppen zu aquirieren“ – die Autofahrer nämlich. Die Fahrgastzahlen scheinen ihm Recht zu geben: Im ersten Halbjahr 2000 waren 59 Millionen Fahrgäste im Verbundbereich unterwegs – über fünf Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres (56 Millionen). Von der aus Pietsch' Sicht „relativ moderaten“ Preissteigerung erhofft man sich, diesen Trend noch weiter zu verstärken. Überdies steigt der Druck auf die Verkehrsanbieter, ihre Flotte zu modernisieren. „Da sind wir dran“, sagt Pietsch, wenn auch eine solche Umstellung nicht von jetzt auf gleich realisierbar sei. hase
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