: Die exzessiv öffentliche Frau
... und ihre Medien-Schwangerschaft: Jenny Elvers ist auf Promo-Tour für die neue RTL2-Show. Aber eigentlich nur für sich ■ Von Peter Ahrens
Jenny Elvers hat von einem Fan ein Paar Schuhe geschenkt bekommen. Die Crew findet das „total süß“ und ist ansonsten erst einmal eifrig bemüht, sicherzustellen, „dass nichts Schlechtes über die Show geschrieben wird“. Der Mann von der Produktionsfirma sagt, dass er auch früher immer taz gelesen hat und dass es zu viel Ellenbogen in dieser Gesellschaft gibt. Jenny Elvers hat auch mal taz gelesen, sagt sie, und sie fand die Überschriften süß. Eigentlich ist sie auf Promo-Tour für die RTL2-Produktion „Big Brother – das Quiz“, das ab morgen immer nachts auf Sendung geht und von ihr moderiert wird. Aber wen interessiert das Quiz? Es gibt wichtigere Themen, besser gesagt, ein wichtigeres Thema für Jenny Elvers: Es gibt Jenny Elvers.
Wie ist die, die Bild und RTL täglich die Klatschspalten füllt, die ihre Schwangerschaft als Medienereignis zelebriert, das „Party-Luder“ (Bild-Zeitung)? Das Luder ist an diesem Tag nur ein kleines Mädchen. Die Haare zu Zöpfen geflochten, Kleinmädchenstimme, Girlieklamotten: Die 27-Jährige inszeniert sich als die lustige 17-Jährige, eine, die bei H+M in der Young Fashion-Abteilung stehen könnte. Nie im Leben ist das Deutschlands Partyqueen. Vielleicht haben doch die recht, die sagen, Jenny Elvers sei Schauspielerin.
Sie hat eine Ultraschallaufnahme von ihrer Gebärmutter dabei, die am nächsten Tag in der Bild-Zeitung abgedruckt sein wird. Elvers behauptet, jemand aus dem Labor habe die Nachricht von dem Baby an die Bild verkauft. Und dass ihr das überhaupt nicht gepasst habe, „weil mir das ja auch berufliche Pläne kaputt machen kann“, wenn das zu früh bekannt wird. Dann könnte man das Labor doch verklagen? Nein, daran hat sie nicht gedacht. Partyleben und ein Kind? Naja, natürlich ändere sich das ganze Leben, natürlich mache man sich Gedanken, „man hat ja als Mutter auch Verantwortung“, aber jetzt ist erstmal die neue Show wichtig. Außerdem traue sie sich auch zu, „das Kind allein großzuziehen, auch wenn ich das im Moment nicht vorhabe“. Schließlich sei Vater Alex „Kindernarr“ und auch sonst „ganz liebevoll“.
Sie sagt: „Es ist mein Job, mit der Öffentlichkeit, mit den Medien umzugehen.“ Jenny Elvers im Dollhouse, Jenny Elvers bei Partykönig Michael Ammer, Jenny Elvers trennt sich von Heiner Lauterbach, Heiner Lauterbach trinkt wegen Jenny Elvers, das ist die Hotelsuite, in der Jenny und Alex ihre private Love Parade feierten – „ich vergesse nie, dass noch Fotografen im Raum sind“, sagt sie. Sie klagt über die Bild-Zeitung, die ihr keine Ruhe lässt. Am nächs-ten Tag steht in der Zeitung: „Jenny plaudert in Bild über ihr Baby-Bäuchlein.“ Elvers sagt: „Auch ich brauche meinen privaten Kokon, will mal ungestört sein.“ Der Produzent lächelt ein kleines bisschen.
Nach unzähligen Interviews ist Jenny Elvers müde an diesem Abend, sie sagt zum x-ten Male, dass Big Brother so erfolgreich ist, weil die Leute das Gefühl haben, die BewohnerInnen im Container seien schon ihre guten Freunde, und dass sie nicht glaubt, dass Alex und Kerstin wirklich ineinander verliebt waren. Dann ist die Audienz zu Ende. Jenny Elvers lächelt noch einmal freundlich, und der Produzent bittet erneut: „Schreiben Sie was Nettes über uns.“
Der Bild-Zeitung hat Jenny Elvers verraten: „Nachts, wenn ich im Bett liege, ist da schon ein schnelles Tak-tak-tak. Das muss das Herzflattern vom Baby sein.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen