Hochprozentig gekürzt

■ Zentralambulanz für Betrunkene soll tagsüber schließen und so sparen

Die Zentralambulanz für Betrunkene des AK St. Georg (ZAB) wird trockengelegt, halbtrocken, genauer gesagt. Denn statt rund um die Uhr wird sie ab dem 1. November nur noch von 20 bis 8 Uhr geöffnet haben. Die Sozialbehörde spart so knapp zwei Millionen Mark, über 60 Prozent des Gesamtetats für die Einrichtung. Das hat nach Auskunft des Bürgerschaftsabgeordneten Lutz Jobs (Regenbogen) Sozialsenatorin Karin Roth im Gesundheitsauschuss erklärt.

Jobs kommentiert: „Noch im vergangenen Jahr wurde die Zen-tralambulanz in einer Festschrift von der Sozialbehörde als ,Einrichtung mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz' gelobt, die ,in Hamburg nicht mehr wegzudenken' und ,einzigartig in Deutschland' sei.“ Offenbar hätten die Lobeshymmnen der Behörde aber nur einen äußerst zweifelhaften Wert.

Ingo Schädlich, Sprecher der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS), gibt sich schmallippig: „Die ZAB wird, genau wie alle anderen Projekte der BAGS hinsichtlich ihrer Einsparmöglichkeiten überprüft.“ Dass daraus ein Beschluss wurde, bestätigt hingegen ein Pfleger der ZAB: „Wir haben es gestern erfahren.“ Zwar kämen tatsächlich tagsüber weniger Betrunkene als nachts – in den vergangenen Tagen seien acht bis elf Menschen zwischen acht und 20 Uhr in die Brennerstraße 81 gebracht werden. Aber „die Frage ist, was mit denen jetzt passiert“, sagt der Pfleger. Würde man sie in ein Krankenhaus schicken, würde das vermutlich noch mehr Geld kosten: Krankenhausbetten sind teuer. Aber die müsste nicht die BAGS bezahlen.

Jeweils zwei Krankenschwestern oder -pfleger, ein Arzt und eine Reinigungskraft bilden in der ZAB ein Team. Bisher gab es drei davon, nun nur noch eines. Die restlichen MitarbeiterInnen werden in andere Abteilungen des AK St. Georg eingesetzt. Siegmar Eligehausen, Sprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser, spricht von einer „Konzentration der Leis-tung“. Dass künftig betrunkene Menschen, die um sechs Uhr morgens kommen, nach zwei Stunden rausgeworfen werden, kann er sich nicht vorstellen: „Da wird es eine Lösung geben.“ Sandra Wilsdorf