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Jetzt will Alejandro Toledo Peru regieren

Der Oppositionsführer des Andenlandes, der die Stichwahl im Mai boykottierte, fordert Fujimoris sofortigen Rücktritt

BUENOS AIRES taz ■ Nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Perus Präsident Alberto Fujimori hat die demokratische Opposition einen Forderungskatalog für die Rückkehr Perus zur Demokratie vorgelegt. Bei einem Treffen der wichtigsten Oppositionsparteien in der Nacht vom Sonntag zum Montag einigten sie sich darauf, den Übergang zur Demokratie an Bedingungen zu knüpfen. Sie forderten, eine neue unabhängige Wahlbehörde zu gründen, eine freie Presse zu garantieren und ein Datum für die Präsidentenwahlen festzulegen. Außerdem forderten sie die Festnahme von Fujimoris Geheimdienstberater Vladimiro Montesinos. Sonst wollten sie dem Parlament und den von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) organisierten Verhandlungen zwischen Opposition und Regierung fern bleiben. Am Montagmorgen peruanischer Zeit meldeten Agenturen unter Berufung auf die peruanische Opposition, Montesinos sei festgenommen worden.

Strittig ist, wie der Übergang von Fujimoris autoritärem Regime zur Demokratie organisiert werden soll. Teile der Opposition, darunter der Schriftsteller Mario Vargas Llosa, fordern den sofortigen Rücktritt Fujimoris und die Bildung einer Übergangsregierung. Andernfalls drohe ein Putsch des Militärs. Bislang haben sich die Militärs verdächtig still verhalten. Sie waren einer der Stützpfeiler von Fujimoris Regierung, und es droht ihnen ein starker Machtverlust, sollte ein Oppositionskandidat das Ruder in Peru übernehmen.

Fujimoris Partei Peru 2000 sträubt sich gegen eine Übergangsregierung. Die Parteiführung kann sich Neuwahlen erst im Jahr 2001 vorstellen.

Derweil rätseln Zeitungen in Lima bereits darüber, ob es den Oppositionsparteien gelingen wird, einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen. Anel Townsend, Kongressabgeordnete der Bewegung „Somos Peru“, forderte, die Entscheidung über einen Kandidaten zu verschieben und zunächst die Rückkehr zur Demokratie sicherzustellen. Wichtiger sei im Moment, dass die Forderungen der Opposition erfüllt würden.

Alejandro Toledo, im Mai der Gegenkandidat von Fujimori im zweiten Wahlgang und selbst ernannter Anführer der Opposition, brach am Sonntag seine USA-Reise ab und kehrte nach Peru zurück. Am Flughafen in Lima sagte er: „Wir müssen einen gemeinsamen Kandidaten aufstellen und eine Regierung der nationalen Einheit bilden“, so Toledo. Bei einem Zwischenstopp in Miami hatte er verkündet: „Ich will Präsident werden. Ich werde Präsident werden. Ich bin bereit zu regieren.“

Auch der peruanische Unternehmerverband hofft, dass Neuwahlen der krisengebeutelten Wirtschaft wieder auf die Beine helfen könnten. „Wir sagten immer, dass das Problem die Präsenz von Montesinos ist und dass wir den Präsidenten unterstützen würden, wenn er ihn aus der Regierung entfernen würde“, sagte Julio Favre, der Vizepräsident des Verbandes.

INGO MALCHER

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