man at work – heute: Eric Moussambani, der olympische Freischwimmer, der fast unterging
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Sein Freistil war ein bisschen sehr frei, seine Wende unkonventionell und sein Fortkommen entsetzlich langsam. Am Ende drohte er in seinem 100-m-Vorlauf plantschend zu ertrinken: Eric Moussambani (22) aus Äquatorial-Guinea in Westafrika wurde von 17.500 verzückten Aussies gestern frenetisch angefeuert, als sei er der Thorpe Afrikas.

Langsam waren schon andere. Dass Moussambani zum Star wurde, lag am Nigerianer Karim Bare und Farkhod Oripov aus Tadschikistan. Die waren als Gegner seines Rennens vorgesehen, wurden aber wegen Frühstart disqualifiziert. Sonst war da niemand. Moussambani schwamm das Rennen seines Lebens allein. Und kam an. Mögen 1:52,72 Minuten die Besten auch locker über 200 Meter schwimmen – für Eric Moussambani waren sie ein Traum. Der langsamste Vorlaufsieger aller Zeiten.

Moussambani hatte vor der Ankunft in Sydney noch nie ein 50-Meter-Becken gesehen. Erst im Januar hatte er mit dem Leistungs-Schwimmen begonnen und daheim in einem 20-Meter-Becken geübt. 100 Meter war er noch nie am Stück geschwommen, gestand der angehende Kunststudent. „Es war ein Traum. Ich möchte die Zuschauer am liebsten umarmen und küssen. Sie haben mich ins Ziel getrieben. Heute Abend werde ich tanzen und springen.“ Und noch etwas war neu: „Ich bin noch nie interviewt worden und habe auch noch nie vor einer Fernsehkamera gestanden.“ Damit ihn die TV-Teams im Olympischen Dorf finden, hat Moussambani ein Transparent in sein Zimmerfenster gehängt: „Home of Eric the swimmer.“

Ab heute, kündigte er an, wollte er richtig trainieren. Und die 50 Meter, seine Spezialstrecke, kommen noch: Vorläufe Donnerstag ab 1 Uhr. Guinea-TV übertrüge sicher live, wenn es da wäre. MÜLL