: Ökobank macht allein weiter
Nach der geplatzten Fusion mit der GLS Gemeinschaftsbank hat sich die Bank einen Top-Sanierer ins Haus geholt und damit an (Selbst-)Vertrauen gewonnen
FRANKFURT/M. taz ■ Fusionen sind noch immer in. Extrem hip aber sind euphorisch angekündigte Firmenzusammenschlüsse, die dann doch nicht realisiert werden. Die Ökobank und die GLS Gemeinschaftsbank liegen deshalb mit der Aufkündigung ihrer erst vor knapp drei Monaten als „unabdingbar“ bezeichneten „sehr engen Kooperation auf allen Geschäftsfeldern“ voll im Trend. Die Trendsetter waren schließlich drei Großbanken in Deutschland und die Börsen in Frankfurt und London.
„Stay alone“ heißt es jetzt also wieder für die angeschlagene Ökobank, die sich dem Aufsichtsgremium des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mit einem Vorstandsmitglied der schuldenfreien GLS-Bank an der Spitze eigentlich wieder als sanierungsfähig und auch -willig präsentieren wollte. Im Frühjahr 2000 hatte die Ökobank plötzlich ohne Führungspersonal und damit auch ohne Ansprechpartner für den BVR dagestanden, der als Dachverband der Genossenschaftsbanken schließlich für den Bilanzverlust der Alternativbank in Höhe von rund 12 Millionen Mark geradestehen sollte. Die Vorstandsmitglieder Oliver Förster und Volker Viehoff hatten da gerade die Verantwortung für die in ihrer Amtszeit geplatzten Großkredite übernommen und waren zurückgetreten.
Nach dem schon konzipierten Kooperationsvertrag zwischen der Ökobank in Frankfurt und der anthroposophisch ausgerichteten GLS-Bank in Bochum wechselte Thomas Jorberg vom Vorstand der GLS-Bank schon im Juni – noch vor der Zustimmung der Vertreterversammlungen der beiden Banken zur Fusionsvereinbarung – in den Vorstand der Ökobank. Der BVR hatte bei der Ökobank wieder einen kompetenten Gesprächspartner für die Sanierungsverhandlungen. Und um den Genossen der GLS-Bank die Zustimmung für die Zusammenlegung der Bankgeschäfte der beiden alternativen Kreditinstitute zu erleichtern, sollte die GLS-Bank durch den BVR von Belastungen durch Altverluste der Ökobank und von den Sanierungskosten freigestellt werden.
Das aber war mit dem BVR offenbar nicht zu machen; jedenfalls „nicht in ausreichendem Umfang“, wie es jetzt in einer gemeinsamen Erklärung von Ökobank und GLS-Bank heißt. Die GSL-Bank kündigte den Kooperationsvertrag deshalb einseitig auf. Und Thomas Jorberg scheidet zum 30. September 2000 wieder aus dem Vorstand der Ökobank aus.
Aus und vorbei also. Die Ökobank ist ihren „Wunschpartner“, wie es noch im Juni hieß, los. Allerdings habe sich auch bei der Ökobank am Ende die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Bank wie die GLS-Bank, die aus ethischen und moralischen Gründen keine Gewinne in der Bilanz ausweisen dürfe und deshalb auch kein Risiko abdecken könne, nicht gerade der ideale Sanierungspartner sei, sagte Banksprecherin Jutta Gelbrich gestern der taz.
Und wie geht’s nun weiter mit der Ökobank? Not macht bekanntlich (er-)finderisch. Und gefunden hat die Ökobank schnell einen neuen Vorstandssprecher, einen „Sanierungstycoon“ (Gelbrich), der die Volksbank im rheinland-pfälzischen Ingelheim zur Freude des BVR aus den roten Zahlen führte.
Schon 2001 will der neue Boss Wolfram Herath (44) auch die Ökobank saniert haben. „Mit der vollen Unterstützung des BVR“, so Jutta Gelbrich. Das Vertrauen in die Fähigkeiten von Herath sei so groß, dass die Verluste jetzt aus dem Sicherungsfonds des BVR abgedeckt würden. Und der BVR helfe auch bei der Suche nach einem weiteren Vorstandsmitglied.
Wird also alles wieder gut bei der Ökobank? Gelbrich glaubt fest daran. Und auch an die Sanierung der taz: „Die Flaggschiffe der einstigen Alternativbewegung sind doch unsinkbar.“
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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