: IWF-Chef eröffnet Prager Gipfel
Der Fonds soll sich auf Kernaufgaben konzentrieren, sagte Köhler. Finanzexperten warnen vor Folgen der Tagung für den Euro. Gegengipfel beginnt am Samstag
PRAG dpa/epd ■ „Eine Weltwirtschaft, die für alle arbeitet“, soll das Leitmotiv des ersten Finanzgipfels im neuen Jahrtausend sein. Das sagte der Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, gestern in Prag zum Auftakt der Tagung von IWF und Weltbank. Er wolle den Fonds zu einem effektiven Werkzeug für eine „Globalisierung für alle“ machen, erläuterte der frühere Berater von CSU-Finanzminister Waigel.
zEr unterstrich die Notwendigkeit, den IWF wieder auf seine monetären Aufgaben zu konzentrieren. Überwachung der Finanzmärkte und der Wechselkurse im Interesse weltweiten Wachstums seien die Kernaufgaben des Fonds. Die extrem ungleiche Verteilung des Wohlstandes auf der Welt sei eine der größten Gefahren für die Entwicklung einer stabilen globalen Wirtschaftsordnung. In Zusammenarbeit, nicht in Konkurrenz mit der Weltbank müsse der IWF dazu beitragen, Wachstum in alle Regionen der Welt zu bringen. Die IWF-Reform werde vom kommenden Jahr an ein unabhängiges Bewertungsbüro kritisch begleiten. Als ein Beispiel für die neue Politik des IWF führte Köhler den Umgang mit Russland an, das in der Vergangenheit umfangreiche Kreditpakte des IWF bekommen, daran geknüpfte Reformzusagen aber nicht eingehalten hat. „Wir achten mehr auf Taten und verlassen uns weniger auf Worte.“
Zur Euro-Schwäche sagte der erst seit Mai amtierende Köhler, er halte den Euro für „stark unterbewertet“. Eine Intervention der Zentralbanken gegen den Kursverfall dürfe kein „Tabu“ sein. „Interventionen müssen aber funktionieren. Weniger Reden und mehr koordinierte Vorbereitung, das ist das Thema.“ Devisen- und Finanzmärkte werden das Prager Ereignis scharf im Auge behalten. „IWF-Treffen haben schon etliche Krisen ausgelöst“, warnte ein Finanzmanager. Ein weiterer Schlag für den Euro sei durchaus vorstellbar.
Unterdessen bereiten sich die Kritiker von IWF und Weltbank auf den Gegengipfel vor. Am Wochenende wollen sich Wirtschaftsexperten, Philosophen und Soziologen mit den beiden Institutionen auseinander setzen. Zur ersten großen Demonstration am Samstag werden 20.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet.
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