Wieder Streit um Mahnmal

CDU-MdB Nooke wirft Bundestagspräsident Thierse (SPD) Verschleierung der Kosten vor. Der weist das scharf zurück. Auch andere Kuratoren teilen Nookes Kritik nicht

BERLIN taz ■ Um die Kosten für das in Berlin geplante Holocaust-Mahnmal ist erneut ein Streit entbrannt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke, Mitglied des Stiftungskuratoriums für das Denkmal, warf gestern in der FAZ Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) vor, er verschleiere die „wahren Kosten“ für das Stelenfeld des US-Architekten Peter Eisenman. Thierse, der auch Vorsitzender der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ ist, informiere die Öffentlichkeit „bewusst nur scheibchenweise“.

Nooke schätzt, dass das Mahnmal – anders als im Kuratorium beschlossen – mehr als die im Höchstfall vorgesehenen 50 Millionen Mark kosten werde. Thierse erwecke jedoch den Eindruck, dies sei eine realistische Kalkulation. Es gebe offenbar ein „stillschweigendes Einvernehmen“ zwischen Thierse und Eisenman, dass Geld „eigentlich keine Rolle spielt“. Unter diesen Umständen, so Nooke, könne er seiner Fraktion nicht empfehlen, weiteren Planungen zuzustimmen.

Thierse wehrte sich gestern mit scharfen Worten. Nookes Äußerungen seien „eine böswillige Verfälschung der Debatte und der Beschlüsse des Kuratoriums“: „Ich weise mit Entschiedenheit die bösartige Verdächtigung zurück, ich wolle die Öffentlichkeit bewusst nur scheibchenweise über die wahren Kosten informieren.“ Die „Einlassungen des Kollegen Nooke“ stellten eine „unerträgliche Belastung des Arbeitsklimas der Stiftung“ dar.

Auch die Kuratorin Lea Rosh widersprach der Kritik Nookes. Das Kuratorium habe eine Höchstgrenze von 50 Millionen festgelegt und gehe auch nicht von höheren Kosten aus. Ihr Kollege, der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto (FDP), nannte den Nooke-Vorwurf „überzeichnet“, Thierse achte nicht mehr auf die Kosten. Otto mahnte jedoch, Eisenman müsse dem Kuratorium möglichst schnell einen genauen Kostenplan vorlegen. Die taz hatte bereits vor mehr als zwei Monaten über voraussichtliche Kosten von über 50 Millionen Mark für das Mahnmal berichtet. GES