: Waschbrett um jeden Preis
Jeder fünfte Sportler, der in einem Fitnessstudio trainiert, schluckt Anabolika. Das ist das Ergebnis einer Studie der Medizinischen Universität Lübeck, die in der Internet-Gesundheitsberatung „Netdoktor“ veröffentlicht wurde. „Wenn die Angaben der von uns Befragten stimmen, hätten wir in Deutschland rund 700.000 Anabolika-Konsumenten. Dagegen ist das Doping im Leistungssport ein verschwindend geringes Problem“, sagte der Initiator der Studie, der Chirurg und Intensivmediziner Carsten Boos.
Die Wissenschaftler befragten bundesweit 454 Männer und Frauen in insgesamt 58 kommerziellen Fitnessstudios. Das Ergebnis: 19 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig leistungssteigernde Medikamente einzunehmen. Bei den Männern waren es sogar 22 Prozent, bei den Frauen dagegen nur acht Prozent. Das Ergebnis decke sich mit den Ergebnissen einer Studie aus dem Jahr 1998, sagte Boos.
Besonders erschreckend ist für die Wissenschaftler die Tatsache, dass 19 Prozent der Anabolikakonsumenten angaben, ihr Arzt habe ihnen die Präparate verschrieben. 1998 hatte dieser Anteil noch bei 15 Prozent gelegen. Möglicherweise sei dies eine Folge der angespannten ökonomischen Situation vieler niedergelassener Ärzte, sagte Boos. Die Verschreibung solcher Mittel stelle aber einen Verstoß gegen das Berufsrecht und gegen das Arzneimittelgesetz dar.
Anabolika sind aber auch auf dem Schwarzmarkt erhältlich, sagte Boos. Nur ein Viertel der Sportler, die den Anabolikamissbrauch zugaben, waren der Studie zufolge auch ausreichend über die gesundheitlichen Folgen und die Suchtgefahr informiert. dpa
Mehr unter www.netdoktor.de
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