: Visionen fürs Bauen
■ Cinepolis: Geballter Abschluss in Metropolis und Lichtmesz mit Dokumentationen und Wong Kar-Wais„Chunking Express“
Eine Fülle wegweisender Wohnungs- und städtebaulicher Entwürfe des 20. Jahrhunderts bieten die letzten vier Programme der Reihe „Cinepolis“ zum Thema Architektur und Film. Ein historisches Filmprogramm von 1932 rekonstruiert Das neue Bauen: Da stellt der Film-Avantgardist Hans Richter in Die neue Wohnung mit feiner Ironie dem Dekor des Jugendstils eine moderne Raumfaufteilung gegenüber: „Kurze Wege erleichtern die Hausarbeit!“ Ella Bergmann-Michels Wo wohnen alte Leute stellt ein seinerzeit in modernster Architektur angelegtes Seniorenheim vor. Ein seltenes Fragment ist Wie bauen wir gesund und wirtschaftlich, in dem der Bauhaus-Gründer Walter Gropius selbst die Vorzüge des Neuen Bauens darlegt.
Architektonische Zeichen hatte zur selben Zeit in Frankreich Le Corbusier gesetzt, dem Pierre Chenal in Architecture d'aujourd'hui Gelegenheit gibt, seine Ideen in Szene zu setzen. Ganz anders Man Rays Les Mystères du ChÛteau du dès: Da entspinnt sich eine surreale Handlung in den kubischen Formen einer Villa. Heute ist es vor allem die Agentur „Les Films d'ici“, welche die gegenwärtige Architektur genauer unter die Lupe nimmt. In Richard Copans Maison à Bordeaux darf Rem Kohlhaas seine Prinzipien veranschaulichen. In Housings sieht man Sulan Kolatan und William MacDonald, die Pioniere des computergestützten Entwerfens, bei der Arbeit. Über einen futuristischen finnischen Ferienhausentwurf aus den 60ern berichtet Mika Taanilas Futuro.
Die Experimente der Ingenieure und Konstrukteure Jean Prouvé und Richard Buckminster Fuller haben der Architektur des 20. Jahrunderts entscheidende Impulse gegeben. In Le Pavillion de l'Aluminium de Jean Prouvé beobachtet Odile Filion die Rekonstruktion dessen 1954 errichteten demontierbaren Pavillions. Goodman Simons Buckminster Fuller: Thinking out loud zeichnet das Porträt dieses Visionärs, der in den 20ern an seriell produzierbaren Leichtmetallhäusern arbeitete und später mit seinen geodetischen Kuppeln für Furore sorgte.
Als Abschluss läuft der einzige Spielfilm des gesamten Programms: Chunking Express (1994) von Wong Kar-Wai, dessen ungleich ruhigerer Film In the Mood for Love nächste Woche auf dem Filmfest zu sehen sein wird. Wie in Trance schienen sich die Chungking-Protagonisten durch den Neondschungel von Hongkong zu bewegen. Von den chaotischen Signalen dieser Stadt erhoffen sich westliche Architekten neue Impulse und Ideen. Solche, wie sie das junge niederländische Architekturbüro MVRDV schon umsetzt, etwa im vielbeachteten Expo-2000-Pavillion. Das Portrait MVRDV. Die Utopie des Pragmatismus von Silke Fischer und Reinhardt Beetz läuft als Vorfilm. Eckhard Haschen
Das neue Bauen, Sa, 19 Uhr, Metropolis, Vortrag: Dr. Wohlsdorf, Bauhaus-Archiv Berlin; Architektonische Zeichen, Sa, 21.15 Uhr, Metropolis, Einführung: Olaf Bartels; Architektonische Experimente, So 19 Uhr, Lichtmesz, Einführung: O. Bartels; Chungking Express, So, 21.15 Uhr, Lichtmesz, Einführung: O. Bartels, Gast: Silke Fischer
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