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Silvesterparty zieht gen Westen

Der PDS-Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl, verweigert die Genehmigung für das Massenspektakel am Brandenburger Tor. Der Event zieht nun 100 Meter weiter in Richtung Westen. Die Tourismusmanager sind sauer, der Senat will jetzt vermitten

von INGRID GEGNER

Die traditionelle Silvesterparty in Berlin wird dieses Jahr nicht direkt am Brandenburger Tor auf dem Pariser Platz gefeiert. Das Fest werde voraussichtlich westlich des hauptstädtischen Wahrzeichens stattfinden, sagte Veranstalter Willy Kausch gestern. Rund 100 Meter in Richtung Westen will Kausch weichen. „Wenn wir Unter den Linden nicht feiern dürfen, werden wir die Feiermeile eben um einen Kilometer nach Westen ausdehnen.“

Hintergrund ist ein Streit mit dem PDS-Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl, der das Fest genehmigen muss. Diese Genehmigung hat Flierl bisher verweigert. Flierl: „Die Besucher sollen ungestört von Ost nach West und andersherum spazieren können.“ Das Tor sei keine „Kulisse für einen bestimmten Fernsehsender“. Die Berliner Tourismusindustrie fahre „eine Verwertungsschiene“ und müsse endlich zur Kenntnis nehmen, dass ein anderer Umgang mit diesem Platz und dem Brandenburger Tor anstehe. In einer Arbeitsgruppe des Senats im März ist nach Angaben von Flierl von den drei Bezirken Mitte, Tiergarten und Wedding beschlossen worden, dass der Pariser Platz für derartige Festivitäten nicht zur Verfügung stehe.

Der Baustadtrat von Tiergarten, Horst Porath (SPD), hat allerdings in seinem Bezirk „mit der Veranstaltung keinerlei Probleme“. Die Schäden, die es zu Silvester Unter den Linden gegeben habe, bezeichnete Porath als geringfügig. Für Flierl waren die Schäden ein wichtiges Argument gegen das Massenspektakel.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat sich mittlerweile als Vermittler in dem Konflikt eingeschaltet. Für den 6. Oktober hat die Senatskanzlei alle Beteiligten an einen Tisch gebeten, um zu einem Konsens zu kommen. Vielleicht bewege sich ja noch die eine oder andere Seite, meinte gestern ein Senatssprecher.

Natascha Kompatzki, Sprecherin der Berlin Tourismus Marketing GmbH, zeigte sich gestern erstaunt über die geplante Verlegung des Festes. „Silvester am Brandenburger Tor ist längst zum Markenzeichen für die Stadt geworden.“ Berlin werbe bereits mit Flyern und dürfe anreisewillige Touristen nicht enttäuschen. Sollte Silvester 2000 ein Flop werden, befürchtet die Mitarbeiterin einen Imageverlust für die Hauptstadt.

Makellose Fernsehbilder wird es allerdings ohnehin nicht geben. Denn das Brandenburger Tor wird ab Oktober mit einem Baugerüst umgeben. Grund sind nötige Reinigungsarbeiten. Außerdem soll das Bauwerk auf eventuelle Schäden hin untersucht werden.

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