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Antisemitismus in Polen

betr.: „Judenhetze in Auschwitz wieder erlaubt“, taz vom 21. 9. 00, „Rechtsradikalismus als Folklore“, taz vom 16. 9. 00

[. . .] Wer lediglich die beiden letzten Artikel von Gabriele Lesser gelesen hat, wer kürzlich im Spiegel zur Kenntnis genommen hat, dass in Polen ungestört zirka 20.000 aktive Neonazis (darunter auch deutsche) in so genannten Sommercamps ausgebildet werden oder dass jenseits der Grenze in Görlitz die deutschen Neonazis das hierzulande verbotene offizielle NS-Propagandamaterial nebst NS-Devotionalien frei erwerben können, der muss sich fragen, wieso der Rechtsextremismus, Rassismus und vor allem Antisemitismus in Polen kein Thema zum Beispiel für die EU-Beitrittsverhandlungen ist.

Dass der Antisemitismus in Polen in der deutschen Öffentlichkeit kaum thematisiert wird, wird hierzulande gerne mit der deutschen Schuld in Verbindung gebracht. Nur kann die Schuld von damals nicht zur Indifferenz von heute führen. [. . .]

Man kann Polens Interesse an der EU-Mitgliedschaft sehr wohl verstehen und unterstützen. Allerdings sollte die Mitgliedschaft nicht nur an die Erfüllung wirtschaftlicher Kriterien gebunden werden. Polen hat in Wirklichkeit kein Interesse daran, die Probleme der Menschenrechte, die es in Polen in wachsendem Maße gibt, gesamteuropäisch zu diskutieren. [. . .]

JANUSZ BODEK, Bielefeld

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