piwik no script img

Blau gestrichene Kraftpakete

■ Das Museum der Arbeit und das Stadtteilarchiv Ottensen zeigen alte Bagger

Alte Autos, Dampfwalzen und Trecker haben schon seit langem ihre Fans. Nun werden in Hamburg auch zwei traditionelle Seilzugbagger zu Museumsstücken. Ein 1937 gebauter Menck „Mb“ soll als typische Baumaschine auf dem Hof des Museums der Arbeit in Barmbek baggern. Das Museum will dort nach eigenen Angaben eine historische Baustelle inszenieren. Allerdings fehlt dafür noch Geld.

Dagegen ist ein 1954 erbauter Kollege schon seit dem vergangenen Jahr in Ottensen aktiv: Der Verein Stadtteilarchiv Ottensen führt den 47 Tonnen schweren und 120 PS starken „Menck M152“ gelegentlich vor. Er gilt als Nachfolger des Barmbeker „Mb“, der einst wegen seiner Konstruktion Furore machte.

Die Bagger stammen aus einer Ottenser Maschinenfabrik: Menck & Hambrock war seit 1868 dort ansässig und beschäftigte 100 Jahre später im dicht besiedelten Ottensen in fünf Werken mehr als 2000 Menschen. Ihr Hauptprodukt waren Bagger, die wegen ihrer Leis-tungsfähigkeit bis heute weltweit einen legendären Ruf genießen. 1966 übernahm die Koehring Company (Milwaukee/USA) das Unternehmen, verlegte den Betrieb 1974 nach Ellerau (Kreis Segeberg), wo Menck vier Jahre später Konkurs anmelden musste.

Einige der meistens blau gestrichenen Kraftpakete aber arbeiten noch immer auf Baustellen und in Steinbrüchen. „Überall auf der Welt trifft man diese Bagger“, berichtet Brigitte Abramowski vom Stadtteilarchiv. Einen bekam das Archiv 1994 von einem Steinbruch bei Würzburg geschenkt und holte ihn nach Hamburg. Zunächst sollte er nur als Standmodell dienen, „doch die ehrenamtlich arbeitende Baggergruppe hatte so viel Biss, dass sie ihn zum Laufen brachte“.

Er sei für den Verein schon manchmal „ein Klotz am Bein“ gewesen, aber „der Bagger in Betrieb ist faszinierend“. Die Leute seien begeistert und das entschädige für die Mühen. „Damit er uns überlebt“ will Brigitte Abramowski auch junge Baggerführer ausbilden lassen – zum Beispiel mit dem Museum der Arbeit. Das Museum hatte seinen „Mb“ schon 1992 in einem Natursteinwerk bei Stuttgart gekauft und teilweise restauriert. Doch die Arbeiten an dem Oldtimer mussten 1995 eingestellt werden, weil die Kosten für die Eröffnung des Museums zu sehr gestiegen waren, hieß es. Nun werden Sponsoren für eine betriebsfähige Restaurierung gesucht. Sven Bardua

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen