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Ende des alten Meilers

Das AKW Stade wird nur einige Monate früher abgeschaltet als geplant: Es ist zu alt und unrentabel. Die Stadt zeigt sich überrascht

HAMBURG taz ■ Das Problem, weiß Heinz Dabelow, ist nur aufgeschoben: „Wir sind zwar froh, dass die Abschaltung nicht schon 2001, sondern erst 2003 erfolgen soll“, sagt der SPD-Bürgermeister von Stade. Eon müsse aber schleunigst präzisere Angaben liefern: „Sie müssen uns den genauen Termin nennen und sagen, wie viele Mitarbeiter entlassen werden.“ In der 45.000-Einwohner-Stadt geht die Existenzangst um, seit im Juni Bundesregierung und Atomwirtschaft ihren Ausstiegskompromiss verkündeten. Seit Monaten steht der Druckwasserreaktor an der Unterelbe, das zweitälteste (Inbetriebnahme 1972) und zweitkleinste AKW der Republik, ganz oben auf der Schließungsliste. Aber auch ohne diese Vereinbarung war das Ende der Betriebszeit in vier oder fünf Jahren absehbar.

Auf einen Strukturwandel ist die Stadt dennoch nicht vorbereitet. 340 MitarbeiterInnen bangen um ihre Jobs, Politiker beschwören den Ausverkauf der Kreisstadt, Einzelhandel und Gastronomie befürchten Umsatzeinbußen. Hoffnung richtet sich auf den möglichen „Rückbau“ der strahlenden Altlast, die Eon gestern in Aussicht stellte. 1,3 Milliarden Mark solle das Abwracken des Meilers kosten.

Die Chronik der angekündigten Stilllegung wird nun um ein paar Monate kürzer, aus „rein betriebswirtschaftlichen Gründen“, wie Eon und ihr Juniorpartner Hamburgische Electricitäts-Werke (HEW) unisono verlautbaren. Der Reaktor könne nur noch bis 2003 produzieren, ansonsten müsste auf dem Werksgelände ein teures Zwischenlager für abgebrannte Brennstäbe errichtet werden. „Allein deshalb“, sagt HEW-Sprecher Johannes Altmeppen, „ist der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich.“

Nach dem Atomkompromiss vom Juni wurde Stade eine Reststrommenge von 23,18 Milliarden Kilowattstunden zuerkannt. Bei einer um wenige Monate vorgezogenen Stilllegung werden die Restmengen auf andere Meiler der Konzerne übertragen und deren Betriebszeit verlängert. Die HEW werden ihren Drittelanteil an Stade auf die leistungsstärkeren Reaktoren in Krümmel und Brokdorf übertragen. Rein rechnerisch ermöglicht dies Brokdorf, dem jüngsten HEW-Meiler, eine Lizenz zum Strahlen von 33,8 Jahren bis zum August 2020.

SVEN-MICHAEL VEIT

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