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Abbaden für die Bäder-Manager

Aufsichtsrat der Berliner Bäderbetriebe (BBB) trennt sich von zwei Spitzenmanagern. Vorwurf: Missmanagement

Kaum hat die Hallenbadesaison begonnen, gehen zwei führende Köpfe der Berliner Bäderbetriebe (BBB) unter. Der BBB-Aufsichtsrat beschloss gestern, sich von seinem Vorstandsvorsitzenden Günter Kube und dessen Vize Dieter Ranz zu trennen. Sportsenator Klaus Böger (SPD) hatte darauf im Vorfeld gedrängt. Den beiden Managern wird Missmanagement vorgeworfen.

Unklar blieb zunächst der Termin, zu dem die Manager gehen müssen. Ihr Vertrag läuft ohnehin in einem Jahr aus. Nach Informationen der taz soll ihnen der Aufsichtsrat 24 Stunden Bedenkzeit gegeben haben, „freiwillig“ zum Jahresende zu kündigen, um einer Entlassung zuvorzukommen.

Hintergrund ist ein Bericht des Landesrechungshofes. Darin tauchen die Berliner Bäderbetriebe unter der Überschrift „auffälliges unwirtschaftliches Verhalten“ auf. Rechnungshof-Chef Christian Koch bewertete die Vergehen des BBB-Managements gestern als „einen schweren Fall“. Zwischen 1996 und 1998 sollen die BBB in vier Fällen Leistungen ohne öffentliche Ausschreibungen vergeben haben. Außerdem seien Rechnungen zu schnell bezahlt worden. Dadurch seien Zinsschäden in Höhe von mehr als 600.000 Mark entstanden.

Das Land hatte seine öffentlichen Bäder in den Händen der BBB konzentriert, um Kosten zu sparen. Zuvor waren die Schwimmhallen von den Bezirken verwaltet worden. Das selbst gesteckte Ziel, die Schwimmhallen kostendeckend zu betreiben, ist bislang nicht erreicht worden.

Die Entlassung ist gestern auf ein unterschiedliches Echo gestoßen. ÖTV-Geschäftsführer Burkhard Thiemann war „über die Art und Weise sehr ungehalten“. Möglicherweise wolle Böger jetzt die Privatisierung einzelner BBB-Bereiche forcieren.

Der sportpolitische Sprechers der Grünen im Berliner Abgeordneten Haus, Dietmar Volk, hingegen nannte den Vorstoß Bögers „die erste richtige sportpolitische Entscheidung“ des Senators. Bislang sei versäumt worden, einen Wettbewerb innerhalb des zum Teil uneffektiven Großbetriebes einzuführen. Die BBB hätten keine „stringente Geschäftspolitik“ vorzuweisen, betonte gestern auch der PDS-Fraktionschef Harald Wolf. Eine sinnvolle Investitionsplanung fehle, stattdessen seien die Bäderbetriebe „im oberen Personalbereich üppig ausgestattet“.

RICHARD ROTHER

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