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Weniger Kraftwerke

Weitere Stromkonzerne überlegen Schließung von Kraftwerken. Gewerkschaft ÖTV befürchtet Entlassungen durch die weitere Liberalisierung des Strommarktes

BERLIN rtr ■ Nach den Stromkonzernen Eon und RWE denkt auch der drittgrößte deutsche Stromzerzeuger, die Energie Baden-Württemberg (EnBW), offenbar an den Abbau von Kraftwerkskapazitäten. „Wir sind bei Kraftwerksbeteiligungen nicht überall zufrieden und müssen noch die eine oder andere Konsequenz ziehen“, erklärte EnBW-Chef Gerhard Goll am Mittwoch. Die EnBW werde in Kürze Details zu ihren Plänen nennen, kündigte er an und versicherte gleichzeitig: „Es gibt keine Entlassungen – und keine Stilllegung des Kernkraftwerks Obrigheim“. Unterdessen warnte ÖTV-Chef Herbert Mai, auch die weitere Liberalisierung des Strommarktes bringe Arbeitsplätze in Gefahr. Dies könnte 20.000 bis 40.000 Stellen in der deutschen Stromwirtschaft betreffen.Er kritisierte die Art, wie in Deutschland die Liberalisierung umgesetzt werde – ohne Zeitplan und ohne Übergangszeiten – als falsch. Da sei auch der Gesetzgeber gefordert.

Der Sprecher des Stromkonzerns HEW, Johannes Altmeppen, sprach von Kraftwerks-Überkapazitäten in Deutschland. Im NDR 4 Info Radio sagte er, es gebe nicht zu viel Strom am Markt, sondern zu viele Kraftwerke, die nicht wirtschaftlich arbeiten könnten. Dass das RWE die Schließung des Kernkraftwerks Stade angekündigt habe, an dem auch das HEW beteiligt ist, beruhe auf solchen wirtschaftlichen Überlegungen. Nach dem Energiekonsens mit der Bundesregierung hätte Stade ohnehin 2004 abgeschaltet werden müssen. Es mache angesichts der aktuellen Kapazitätslage auch betriebswirtschaftlich Sinn, die Anlage schon ein Jahr früher vom Markt zu nehmen. Stade könnte das erste Atomkraftwerk werden, das aufgrund des Energiekonsenses vom Netz geht.

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