: Die Poesie von Piräus
Vom Rembetiko-Revival zur imaginären Mittelmeerfolklore: die griechische Starsängerin Eleftheria Arvanitaki
„Ich weiß nicht, wie ich meine Lieder bezeichnen soll“, sagt Eleftheria Arvanitaki. „Aber ich weiß, was meine Musik ganz bestimmt nicht ist: Sie ist keine heimattümelnde Folklore. Sie ist keine große Kunst im Sinne der klassischen Künste. Und sie ist definitiv keine Popmusik.“ Populär ist sie aber allemal. Die raren Konzerte der Sängerin sind in Griechenland binnen Stunden ausverkauft, ihre Platten brechen Verkaufsrekorde.
Ende der 70er entdeckte Eleftheria Arvanitaki, wie viele ihrer Generation, die Poesie des Rembetiko – der Musik jener Griechen, die sich nach Vertreibung aus dem Osmanischen Reich in den Elendsquartieren der Hafenstädte wiedergefunden hatten. „Ich bin selbst aus Piräus und kenne diese Spelunken, in denen die alten Männer vom Suff, Opium und von den Frauen sangen – und immer wieder von ihrer verlorenen Heimat in Kleinasien.“ Ihre Gruppe Opisthodromiki Compania brachte den Rembetiko wieder auf die Bühne. Nur reichte der Sängerin die reine Rückbesinnung irgendwann nicht mehr aus. Sie verließ die Gruppe, die bald zerbrach.
Seitdem hat Eleftheria Arvanitaki eine internationale Gruppe um sich geschart. Zum engsten Kreis gehört der Armenier Ara Dinkjian, Kopf der Gruppe Night Ark. „Ara Dinkjian wuchs in New York mit Jazz auf, bevor er zur eigenen traditionellen Musik zurückfand. Auch in meiner Kindheit gab es keine traditionelle Musik. Ich habe sie mir erst später bewußt angeeignet, um etwas Eigenes daraus zu machen“, vergleicht die Sängerin. „Als ich seine Musik hörte,sprach sie mich sofort an. Ich fühlte mich in ihr zu Hause, obwohl sie mir neu war. Mich interessierte diese Haltung, die oft mit ‚imaginärer Folklore‘ beschrieben wird.“
Gemeinsam entstand „Zontana stous Vrachous“ – die erste Single, die in Griechenland Platinstatus erreichte und bis heute die bestverkaufte Single in der Geschichte Griechenlands ist. Dieser Erfolg öffnete ihr weltweit die Türen: „Vieles hat mich regelrecht überwältigt“, gesteht Eleftheria Arvanitaki, „denn als griechische Sängerin sehe ich mich eher in einer nationalen als internationalen Rolle“.
THORSTEN BEDNARZ
Showcase am Freitag, 20.10. um 21 Uhr im HKW Auditorium
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