: Around the World
Wie die Welt zum Campus wird: Während der DAAD sich um die „Förderung deutscher Nachwuchseliten“ kümmert, bietet „Erasmus“ auch dem gewöhnlichen Studi Hilfe
Welchen Nutzen Studieren im Ausland bringt, diese Frage beantwortet sich eigentlich von selbst. „Ganz allgemein kann man sagen, dass ein Auslandsstudium sinnvoll ist“, erklärt der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD) sicherheitshalber in seinen Hinweisen. Hierzulande haben etwa zehn Prozent der Studierenden die Bedeutung von Sprachkenntnissen oder einen möglichen Karrierekick durch Oxford im Lebenslauf ohnehin längst erkannt und die Luft der weiten Campuswelt geschnuppert. Tendenz steigend.
Die Frage ist also vielmehr, welche Gründe es gibt, auf eine Erweiterung seines kulturellen Erfahrungshorizonts zu verzichten. Meist ist mangelndes Geld die Antwort. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung.
Die traditionsreichste Austauschorganisation ist der DAAD. In den 75 Jahren seines Bestehens verhalfen seine Programme einer Million Menschen zum Schritt in die Welt hinaus. Deutsche und Ausländer halten sich dabei in etwa die Waage, Austausch ist das erklärte Ziel. Als weitere Aufgabe definiert das DAAD-Programm die „Förderung deutscher Nachwuchseliten, um sie als künftige Führungspersönlichkeiten zu qualifizieren“. Zu den bisher Geförderten gehören der frühere Bahnchef Johannes Ludewig, Allensbach-Gründerin Elisabeth Noelle-Neumann, Moderator Cerno Jobatey oder die Bundespräsidententochter Uta Ranke-Heinemann. Werde Teil der Elite!
Die Anforderungen an künftige Stipendiaten sind natürlich hoch. „Noten sollten von ‚gut‘ an aufwärts gehen“, erklärt Sandra Weidemann vom DAAD in Berlin. Eine überzeugende Begründung des Antrags, zwei Empfehlungsschreiben von Professoren und Sprachnachweise werden weiter vorausgesetzt. Es gehe ja nicht nur darum, Kultur kennen zu lernen, sagt Weidemann, sondern man soll erfolgreich sein Studium fortsetzen, „sonst wäre es nur ein bezahlter Urlaub“. Wer letztlich in den Genuss eines Jahresstipendiums kommt, kann mit einer Unterstützung von 700 Mark monatlich rechnen, eine Eigenbeteiligung in gleicher Höhe vorausgesetzt.
Wesentlich aussichtsreicher ist das „Sokrates“-Aktionsprogramm der Europäischen Union. Beim dazugehörigen „Erasmus“-Programm liegen Berliner Studierende an der Spitze. Im laufenden Jahr schickt die Freie Universität Berlin 866 Stipendiaten ins Ausland, die Humboldt Universität belegt mit 783 Teinehmern Platz drei der Rangliste.
Im Rahmen von Erasmus werden Teilstipendien für den Hochschulaustausch innerhalb Europas vergeben. Die Höchstförderung liegt bei 400 Mark, die Studiengebühren entfallen, und es wird Hilfestellung bei Zimmervermittlung und weiterer Organisation angeboten. Reizvoll für Studenten sind besonders die guten Chancen, an ein Erasmus-Stipendium zu kommen. Für den Kampf um Plätze an gefragten Universitäten sind gute Noten zwar nicht von Nachteil, oft reicht aber schon die Interessenbekundung, und „dann geht es los“, berichten Teilnehmer. Ob Madrid, Lissabon oder Oslo, wer einen Blick über den Berliner Tellerrand werfen möchte, sollte sich auf jeden Fall beim Akademischen Auslandsamt seiner Uni informieren.
Zusätzliche Möglichkeiten eröffnen sich ab April kommenden Jahres. Dann soll die Bafög-Reform in Kraft treten. Im Zuge dessen sollen „lange und intensive Auslandserfahrungen ohne Geldsorgen“ ermöglicht werden, verspricht das Bildungsministerium. Die Bedarfssätze und Förderbedingungen werden geändert, sodass mehr Leute mehr Bafög bekommen sollen. Nach zwei Semestern Studium gilt die Ausbildungsförderung dann EU-weit, Studierende werden bis zum Abschluss mit den vollen Inlandssätzen unterstützt. Momentan kann zusätzlich zur Höchstförderung auch Auslands-Bafög beantragt werden.
Darüber hinaus gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten, besonders für Studenten, die es über Europas Grenzen hinauszieht. Fast alle Universitäten bieten individuelle Partnerschaften und Austauschprogramme an. Wer den Aufwand nicht scheut, kann sich auch direkt an der Uni seiner Wahl bewerben und bei Erfolg nachträglich Fördermittel beantragen. Finanzielle Unterstützung und Stipendien vergeben verschiedene Stiftungen. Wichtig ist besonders die Fulbright-Kommission, das ein Austauschprogramm mit den USA anbietet. Vorrausetzungen sind gute Englischkenntnisse, Referenzen und ausreichend Zeit, denn das Bewerbungsprozedere ist lang. Grundsätzlich sollte man sich möglichst früh nach Angeboten erkundigen, mit etwas Engagement steht einem dann die Welt offen.
OLIVER VOSS
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