: Öko-Landbau soll wachsen
Grüne starten Verbraucherkampagne für Öko-Produkte und Öko-Siegel. Handelsunternehmen bleiben skeptisch. Zehn Prozent Anbaufläche bis 2005 als Ziel
BERLIN taz ■ Erfolg macht neidisch. Weil rings um Deutschland der ökologische Landbau und der Verkauf von Öko-Produkten boomt, hat die grüne Bundestagsfraktion nun beschlossen, sich mehr für den ökologischen Landbau einzusetzen. Zehn Prozent ökologisch bewirtschaftete Fläche seien die Zielvorgabe bis 2005, erklärten Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, sowie die agrarpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Höfken, am Samstag auf dem Öko-Landbau Kongress „natürlich.gesund.genießen“ in Berlin. Um das Ziel zu erreichen werde man einen Aktionsplan nach dänischem Vorbild entwickeln und einen Beirat gründen, der Vorschläge erarbeiten soll. Zur Zeit werden in der Bundesrepublik nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) 2,4 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet, in Österreich hingegen sind es 10,1 Prozent.
Vornehmlich will die Fraktion das Käuferpotential durch Aufklärung mobilisieren; Markteingriffe wie die Besteuerung von Pestiziden nach italienischem Vorbild sind nicht vorgesehen. „Eine solche Steuer ist zwar möglich, aber eine weitere Belastung der Landwirte halten wir nicht für wünschenswert“ nahm Lemke die konventionellen Bauern in Schutz. Für die Verbraucheraufklärung über Öko-Landbau und gesunde Ernährung soll der entsprechende Haushaltstitel für das nächste Jahr um 1,5 Millionen Mark aufgestockt werden. Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) habe der Kampagne seine Unterstützung zugesichert, sagte Lemke.
Außerdem soll das bisher mit wenig Erfolg gekrönte Ökologische Prüfzeichen (ÖPZ), mit dem seit einem Jahr Öko-Produkte ausgezeichnet werden können, öffentlich beworben werden. Besonders dieses Vorhaben stieß allerdings auf Kritik. „Wir brauchen kein ÖPZ, wir haben unser eigenes Öko-Siegel“ , bemängelte Dieter Büchle von Hipp, dem weltweit größten Verarbeiter von Öko-Rohkost, auf dem Kongress das Siegel. Nach Angaben eines Zwischenhändlers verweigerten Unternehmen das ÖPZ, weil es Produkte deutscher Herkunft bevorzuge. Die Unternehmen wollten sich die Herkunft eines Produkts aber nicht vorschreiben lassen. Lemke hält den Start eines alternativen Labels, das mit dem Siegelwirrwarr aufräumen könnte, dennoch für verfrüht. MAIKE RADEMAKER
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