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Jugendlicher vom Fahrrad gefallen worden

■ Wieder Anzeige gegen Polizisten, der angeblich rüde mit einem Schüler umging

Nachts um vier Uhr mit dem Fahrrad über eine rote Ampel zu fahren, kann unangenehme Folgen haben. Zumindest, wenn eine Polizeistreife in der Nähe steht. Diese Erfahrung musste der 17-jährige Julian D. am 17. August machen. Nach einer Feier war er mit einer Freundin auf dem Weg nach Hause, als er an der Ecke Am Hulsberg/Stader Straße eine rote Ampel nahm. Dann ging alles sehr schnell.

„Plötzlich hörte ich, wie hinter mir das Polizeiauto, das ich schon vorher im Vorbeifahren gesehen hatte, Gas gab“, schreibt Julian in einem Bericht für seinen Rechtsanwalt. „Wenige Momente später hielt es mit einer Vollbremsung auf dem Rad- und Gehweg, so dass meiner Freundin und mir der Weg abgeschnitten war.“ Während die Freundin rechtzeitig bremsen kann, weicht der Junge dem Auto mit einem Schlenker aus. Bevor er habe wenden können, sei ein Polizist bei ihm gewesen. „Er sprang mir in den Rücken, riss mich gewaltsam und für mich ohne ersichtlichen Grund vom Rad, warf mich mit dem Gesicht zu Boden, drückte mir ein Knie in den Rücken, drehte mir meine rechte Hand auf den Rücken und hielt mich mit der anderen Hand im Nacken fest.“

Völlig verschüchtert habe er gefragt, was das solle. Der Beamte habe geantwortet, er sei bei Rot über die Ampel gefahren und habe versucht, vor dem Auto zu fliehen. Als sich die Situation beruhigte und er wieder losgelassen wurde, habe er nach dem Grund für die Brutalität gefragt. Der Beamte habe geantwortet, dass Julian seine Hände in den Hosentaschen gehabt habe und Gefahr bestanden hätte, dass er eine Schusswaffe zieht. Nach Feststellung der Personalien wurden die Jugendlichen entlassen.

Die Polizeipressestelle bestätigt den Vorgang weitgehend. Doch während Julian schätzt, dass der Wagen nur drei bis vier Meter vor den Fahrrädern zum Halten kam, geben die Beamten den Abstand mit rund 20 Metern an – Platz genug zum Bremsen also. Von dem Ruf: „Bitte stehenbleiben“, den die Polizisten ausgestoßen haben wollen, haben Julian und seine Freundin nichts vernommen. Dafür steht andererseits nichts davon im Polizeiprotokoll, dass bei dem Jungen eine Schusswaffe vermutet worden sei.

Die Beamten attestierten dem Schüler dafür, dass er versucht habe, sich mit dem Oberkörper freizumachen als er schon gestoppt war. Als das Fahrrad gekippt sei, habe ihn der Polizist sogar abgefangen und damit Verletzungen verhindert. Dennoch habe es einen weiteren Befreiungsversuch gegeben. Erst daraufhin sei der Junge auf den Boden gepresst worden. „Völliger Schwachsinn“, sagt Julian dazu. „Der Beamte hat mich rüde vom Fahrrad gestoßen.“ Die 16-jährige Freundin von Julian bestätigt Julians Darstellungen.

Inzwischen liegt die Sache beim Rechtsanwalt. Bei der Staatsanwaltschaft wurde Strafanzeige gegen die Polizisten gestellt. Gegen welche Straftatbestände die Beamten verstoßen haben, sollen die Ermittler klären. Die Polizei revanchierte sich mit einer Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Rechtsanwalt Günter Werner macht seinem Mandanten aus Erfahrung nicht allzu viele Hoffnungen: „Man kann nicht damit rechnen, dass da viel passiert“, prognostiziert er. Die Sache sei „relativ dünn“. Schließlich habe Julian sich bei der Aktion nicht verletzt. cd

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