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Zukunft einschalten

Fernsehen im Internet zum Zugucken, Anfassen und Mitmachen. Das Wiener Mediaunternehmen webfreetv errichtet Filiale am Potsdamer Platz

von JÖRG STREICHERT

Der Potsdamer Platz scheint der perfekte Ort für zukunftsweisende Kombinationen. Hier gibt es nicht nur einfach Kino, sondern auch das dazu passende Museum. Hier werden nicht einfach nur High-Tech-Produkte verkauft, die neuesten Errungenschaften werden dem Kunden in spe quasi museal aufgetischt. Und derzeit entsteht hier nicht nur ein Studio für Fernsehen im Internet, sondern gleich auch noch ein dazu passendes Internetcafé.

Das Mediaunternehmen webfreetv.com will hier interaktives TV realisieren. Nutzer sollen tatsächlich nicht nur auswählen können, was sie angucken, sondern auch produzieren, was bei anderen über den Bildschirm flimmern soll: eine Art offener Kanal im Internet.

In Wien, wo das Unternehmen vor einem Jahr entstanden ist, hat man bereits größere Erfolge erzielen können. „Ein absoluter Bringer war die ‚Ausländer Raus‘-Aktion von Schlingensief“, erzählt Halkort, „es gibt aber auch ein wöchentliches Feature über den Fußballverein Austria Wien. Beides wird von uns betreut und erfährt eine sehr große Akzeptanz.“ Insgesamt haben die Beiträge ein recht hohes Niveau. Aktuelle, aber auch ältere Features können „on demand“ abgerufen werden.

Doch die weltweite virtuelle Präsenz reichte den Wienern nicht. Sie setzen auf echte Kontakte vor Ort. Der so genannte Flagshipstore im Sony Center wird den Berlinern „auch eine Verankerung im physischen Raum bieten“, erläutert webfreetv-Chefredakteurin Monika Halkort.

Neben dem Studio entsteht das kleine Internetcafé. Dort kann man sich nicht nur im weltweiten Netz versurfen, sondern auch live beobachten, „was gerade in dem Studio produziert wird“, so Flagship Director Jens-Uwe Ambos.

Dabei kann es sinnvoll sein, sich Gedanken über eigene kleine Filme machen. Denn mit guten Ideen bekommt man die Chance, selber etwas in dem Studio zu produzieren. „Ein neuer Zugang zu Themen und Bildern wird angestrebt und es ist auch eine neue Art, etwas zu erzählen, möglich“, meint Halkort.

Finanzieren will sich webfreetv über professionelle Auftraggeber, die eigene Inhalte produzieren wollen. Die Attraktivität des Mediums sollen eigenproduzierte Programme und das Material von talentierten Außenstehenden sichern.

Berlin ist schon jetzt auf den Channels präsentiert. Unter „Berlin Rocks“ findet man etwa Berichte über den HipHopper Spax, einen etwas anderen Besuch der Trabrennbahn Mariendorf sowie über Graffiti-Sprüher.

„Die Leute müssen in das Projekt eingebunden werden, sie sollen mitgestalten“, erklärt Monika Halkort. Am Potsdamer Platz, glaubt sie, könne sie ihr Zielpublikum direkt erreichen. Das Internetcafé eröffnet am Montag, die Produktionen im webfreetv Flagstore sollen Mitte November beginnen.

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