: ennui und ekstase: marc brandenburgs zeichnungsbuch „white rainbow“
Eine Lampe, eine Kette, ein Gesicht im Dunkeln, nacktes Fleisch, alles rast unzusammenhängend in Schwarz und Weiß vorbei. Man kann die Zeichnungen von Marc Brandenburg wie ein Daumenkino lesen, als Videoclip, der ausschnittartig Blicke markiert. Posterhelden wechseln sich mit aufgelösten Landschaften ab, Stillleben auf dem Nachttisch werden durch Sexszenen ergänzt. Dabei steht die von der Fotografie übernommene Schnappschusswelt im Widerspruch zur minutiösen Übertragung, die Brandenburg betreibt. Und auch die behutsam angelegten Zeichnungen entsprechen nicht recht den darauf dargestellten Images, in denen Wirklichkeit, Pop und private Mythen wild übereinander herfallen. „White Rainbow“, die jetzt im Berliner Maasmedia-Verlag als Book on Demand erschienene Bildersammlung (www.maasmedia.net, 21 DM) arbeitet ständig mit solch spielerischen Verkehrungen, die schon im Titel angelegt sind. Mal dreht der 1965 geborene afrodeutsche Künstler die Konturen der Menschen und Dinge per Negativverfahren um, dann wieder zerlegt er seine Motive mit psychedelischen Effekten oder er mischt Ornamentkitsch und spröde Alltagsoptik. Selbst die Stimmung ändert sich im Rhythmus der Buchseiten: Eben noch sah man einen jungen Mann im Slip sich vergnügen, gleich danach starrt ein grauer Häuserblock zurück. Offenbar sind Ennui und Ekstase bei Brandenburg nur einen Bleistiftstrich weit voneinander entfernt. Auch das macht sein Sampling von fotografischem Realismus und traumnahen Sequenzen immer sehr lebensnah. HF
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen