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Lehrer auf eigene Rechnung

Die desillusionierte Elternschaft macht weiter mobil: Nach Sternmarsch und roten Karten für den Schulsenator will sie jetzt fehlende Lehrer selbst einstellen

Eltern der Gauß-Oberschule in Pankow wollen Lehrkräfte auf eigene Kosten einstellen. Die Elternschaft versteht die Offensive als letzten Schritt gegen den Personalmangel an Schulen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schätzt, dass eine „Lücke“ von 1.500 Lehrern besteht. Ende September waren in Berlin rund 830 arbeitslose Lehrer gemeldet, davon 310 aus dem gymnasialen Bereich.

Eine finanzielle Beteiligung von fünf Mark pro Kind und Monat wäre sicher angemessen, sagte Elternvertreter Horst Peter Pankau. Zunächst müsse aber der genaue Stellenbedarf festgestellt werden. Mit den Ergebnissen werde man dann zum Landesschulamt und zum Arbeitsamt gehen. Illusionen macht sich Pankau aber nicht. Vom Landesschulamt erwarte er ein Nein.

„Es gibt grundsätzliche arbeits- und dienstrechtliche Probleme“, betonte der Sprecher des Schulsenators, Moritz Felgner. Eine Unterrichtserlaubnis könne nur vom Landesschulamt ausgestellt werden. Auch die GEW ist von dem Vorhaben der Eltern nicht begeistert. Die Gewerkschaft sorgt sich dabei weniger um die Schüler als schlicht um den Status der Pädagogen. „Wir hätten dann Lehrer erster und zweiter Klasse“, stellte GEW-Pressesprecherin Siegrid Baumgardt klar. Dass Eltern etwas gegen Unterrichtsausfall tun wollen, sei zwar löblich, aber nicht auf diese Weise. Auch das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg signalisierte eine Ablehnung der Pläne.

Angesichts des bislang nicht erfüllten Versprechens von Schulsenator Böger, den Unterrichtsausfall einzudämmen, rüsten die Berliner Eltern zum erneuten Massenprotest. Für den 11. November ruft das Aktionsbündnis „Zukunft für Bildung“ wieder zu einem Sternmarsch zum Roten Rathaus auf. Daran wird auch die Ankündigung des Senators nichts ändern, nach den Herbstferien 60 Lehrer neu einzustellen. Denn diese kommen für Kollegen, die aus dem Dienst scheiden.

HOLGER LUNAU/ DDP

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