piwik no script img

Zwang zur Zustimmung

betr.: „Solidarität ist etwas anderes als Kumpanei“ (Gabriel-Interview), taz vom 23. 10. 00

„In fast allen Fällen außer bei der Bewilligung der Kriegskredite 1914 hat sich die SPD auf die Seite der Richtigen geschlagen“, erklärt Niedersachsens Ministerpräsident Gabriel. Ich bin zwar kein Historiker, kann mir aber gut vorstellen, dass folgenden Schlägen, die die SPD im Einvernehmen mit der CDU/CSU verteilt hat, historisch eine ähnliche Qualität wie der Bewilligung der Kriegskredite zugemessen werden sollte: Notstandsgesetze, Nato-Doppelbeschluss, Grundgesetzänderung zur Abschaffung des Asylrechts.

Sobald die, um in Gabriels Wortwahl zu bleiben, „Seite der Falschen“ auf die wenig originelle Idee verfallen ist, die SPD des „Landesverrats“ zu zeihen, hat diese den noch weniger originellen Zwang zur Zustimmung nicht nur empfunden, sondern ihm auch nachgegeben. Eine einschlägige Liste könnten kundige HistorikerInnen Herrn Gabriel sicher nachreichen.

RICHARD KELBER, Dortmund

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen