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Betr.: Abdellatif Laâbi

Abdellatif Laâbi zählt zu den wichtigsten Dichtern des Maghreb. Er schreibt von der Vernichtung der Träume – und ihrem Weiterleben in einer Welt der Gewalt. Der Zerissenheit, von der viele seiner Gedichte handeln, setzt er die Revolte und die Hoffnung entgegen.

Der Schriftsteller Abdellatif Laâbi ist 1942 in Fes, Marokko geboren. Nach dem Studium der Romanistik arbeitete er als Lehrer in Rabat. 1966 gründet er die Zeitschrift Souffles. Ihr Ziel: „mit der ethnologischen, folkloristischen Literatur Schluss zu machen“. 1972 wurde er als Mitherausgeber der Zeitschrift Souffles verhaftet. Nach acht Jahren Folter und Haft führten internationale Proteste zu seiner Freilassung. Seit 1985 lebt er in Frankreich als Schriftsteller und Übersetzer arabischer Literatur. Neben zahlreichen Lyrikbänden veröffentlichte Laâbi Romane, Theaterstücken, Bücher für junge Leser, Briefe und Gespräche.

Abdellatif Laâbi selbst beschreibt sein Lebensgefühl so: „Ich habe das Gefühl, mich an einem Angelpunkt zwischen Leben und Tod zu befinden (...) zwischen einer Sonne, die stirbt, und einer anderen, deren Aufgang konfisziert wird, zwischen zwei Planeten, zwei Menschheiten, die einander den Rücken zudrehen, zwei Sprachen, die so sehr in meinem Mund gegenwärtig sind, dass sie mich zum Stottern bringen, zwischen wahnsinniger Hoffnung und dem plötzlichen Zuschlagen der Verzweiflung. So viel Zwischen! Aber all das ergibt ein lebendiges Wesen, nicht mehr und nicht weniger. An einem Angelpunkt zu sein, macht alle anderen interessant für mich und lässt mich nach ihnen Ausschau halten. Denn es gibt ja auf der Welt nicht nur Morgen- und Abendland. So viele menschliche Kontinente fehlen uns zur Fülle.“

Auf Deutsch erschien 1990 seine Erzählung „Kerkermeere“. „Die Sonne“ stirbt ist Laâbis erste in deutscher Übersetzung veröffentlichte Gedichtsammlung, erschienen bei Brandes & Apsel, 112 Seiten, Frankfurt 2000, 22 DM

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