Zehn Megabyte

Eine Münchener Firma hält das Internet für eine Einbahnstraße und möchte das jetzt ändern

Wenn das Mailprogramm zwanzig Minuten lang stillsteht, muss nicht die Leitung gestört sein. Es kann auch daran liegen, das die Firma „MyJack“ aus München Kunden wirbt für ihr Mailsystem, das sie als völlig neuartig und revolutionär empfindet. Diesem Selbstwertgefühl gibt sie in einer Mail Ausdruck, die über zehn Megabyte groß ist. Bei normalem ISDN-Anschluss dauert die Übertragung eine gute Kaffeepause lang. Revolutionär.

Nur wenig schneller erreichbar ist die Website unter „www.myjack.de“. Auch der Webserver der Firma hat gerade die neue Langsamkeit entdeckt, aber immerhin, nach bloß sieben Minuten sind die obersten Teile der Startseite lesbar. Die Revolution geht weiter. Dort steht wörtlich: „MyJack . . . und das Internet ist keine Einbahnstraße mehr.“

Das passt. Wer nicht weiß, was zehn Megabyte Datenmüll in einem Mailprogramm anrichten, kann auch nicht wissen, dass das Internet eben gerade keine Einbahnstraße ist, nie war und nie sein wird, jedenfalls, solange es nicht mit dem Unfug der Münchener Buben verstopft wird. Die Software, die sie anbieten, macht jeden PC zu einem Server, auf den die MyJack-Hausrechner zugreifen dürfen. Irgendein Sicherheitskonzept ist nicht erkennbar, und der Höhepunkt der Nonsensrevolution besteht darin, auch die eigene Homepage nur noch zu Hause und nicht mehr im Internet zu speichern. Wären sie doch selbst dort geblieben. niklaus@taz.de