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Nur noch Freundschaft im Container

Bei der Hafenkooperation von Bremen und Hamburg haben beide nur ihr eigenes Wohl im Sinn. Umweltverbände lässt das in ihrem Nein zum Tiefwasser unbeeindruckt  ■ Von Peter Ahrens

Dicker gehts nicht. Das „Ende der Hafenfeindschaft der Hanseschwestern“ soll eingeläutet sein, bekundeten die beiden SPD-Bürgermeister von Hamburg und Bremen, Ortwin Runde und Henning Scherf. Hamburg und Bremen wollen sich künftig nur noch lieb haben. Die Hafenkooperation, die beide am Donnerstag ankündigten, soll zwei zusammenbringen, die sich bisher als erbitterte Konkurrenz mit Umschlagzahlen gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Wie sie jetzt künftig schiedlich-friedlich miteinander Hafenpolitik machen sollen, ist aber noch völlig offen. Fest steht nur: Beide wollen mit der Kooperation vor allem das eigene Wohl mehren. Auch Hafenpolitik ist keine Sozialarbeit.

Die Hamburger Hafen- und Lagerhausgesellschaft HHLA und die halbprivate hamburgisch-bremische Eurogate sollen in Zukunft kooperieren – ausgerechnet die beiden, die sich seit dem Zusammenschluss der Hamburger Eurokai und der Bremer Lagerhausgesellschaft zu Eurogate nur noch miss-trauisch beäugt haben. Vor allem beim Gezerre um den Standort für einen Tiefwasserhafen an der norddeutschen Küste haben Eurogate und HHLA eigene und unterschiedliche Süppchen gekocht: Die HHLA und ihr einflussreicher Boss, Peter Dietrich, wollen Cux-haven, Eurogate Wilhelmshaven zum Superanlaufpunkt für Super-Containerschiffe machen: Schließlich hätte Hamburg von Cuxhaven all die Vorteile, die Bremen von Wilhelmshaven hat. Der Hafen läge näher, die Infrastruktur auch – und der jeweilige Konkurrent hätte einen entsprechend weiteren Weg. Umso saurer reagierten HHLA und Hamburger Handelskammer, als die Gutachterfirmen Roland Berger und Planco vor zwei Wochen Wilhelmshaven zum Favoriten kürten und sich daraufhin auch noch Niedersachsens Ministerpräsident und Parteifreund Sigmar Gabriel aus dem Fenster lehnte und die Region Wilhelmshaven am Jadebusen vorab zum Ideal-Standort ernannte.

Seitdem steht quasi fest: Cuxhaven hat keine Chance mehr, auch wenn Runde und die Handelskammer noch eine genaue Prüfung der Standorte einfordern und angebliche Mängel bei den Gutachten festzustellen glauben. Doch das sind reine Rückzugsgefechte. Niedersachsens Regierungschef hat gesprochen und deutlich gemacht: Dies ist zuallererst eine niedersächsische Entscheidung. Und da Wilhelshaven als Region, die am Tropf hängt – die Olympia-Werke als einst größter Arbeitgeber sind nur noch schöne Vergangenheit, und die Marine zieht sich auch langsam zurück – jede Hilfe nötig hat, ist Cuxhaven aus dem Rennen. Durch die Kooperation mit Bremen versucht Hamburg jetzt zu retten, was zu retten ist und dem Mitbewerber, pardon Kooperationspartner, nicht das Tiefsee-Feld zu überlassen. Bremen und Bremerhaven hingegen spekulieren als der kleinere Partner darauf, das eine oder andere attraktive Stück vom Hamburger Umschlagkuchen abzubekommen, wenn man sich an die an sich ungeliebten Elbstädter anhängt.

Dabei ist aber nicht nur komplett unklar, wie eine Kooperation funktioniert. Genauso ungeklärt ist, ob ein Tiefwasserhafen, auf den sich Runde und Scherf im Verbund mit den Hafenwirtschaften versteifen, überhaupt gebraucht wird. Das steht und fällt mit der Frage, ob die Containerschiffe zukünftig tatsächlich immer breiter und größer werden, immer mehr Tiefgang bekommen. Darüber wird zurzeit heftig spekuliert, gesicherte Erkenntnisse über Bedarfe liegen aber nicht vor. Zweifel jedoch lassen HHLA und Handelskammer gar nicht erst zu und verweisen stets darauf: Wenn der Tiefwasserhafen kommt, muss die Elbe auch nicht weiter vertieft werden.

Ein Argument, dass auch die Senatsparteien SPD und GAL erwägen. Die Hamburger Grünen sind sich noch uneins, wie sie es mit ihrer Zustimmung zu dem tiefen Wasser halten soll, die SPD-geführte Wirtschaftsbehörde, bekannt für ihren freundlichen Kurs gegenüber der Hafenwirtschaft plagen solche Bedenken nicht. Ein Argument, allerdings, mit dem sich die Umweltverbände nicht ködern lassen. Sie bleiben dabei: Ein Tiefwasserhafen hätte unübersehbare ökologische Folgen für den angrenzenden Nationalpark Wattenmeer. Für den Wilhelmshavener Ems-Jade-Port wird jetzt schon eifrig Land für künftige Container-Stellflächen aufgeschüttet, und der BUND stellt lakonisch dazu fest: „Eine derart massive Veränderung der Küstenlandschaft hat es bislang nicht gegeben.“ Und der Förderkreis Rettet die Elbe befürchtet, dass – wenn der Tiefwasserhafen erst einmal kommt – man trotzdem auch Elbe und Weser weiter ausbuddeln wird. „Der ungehemmte Ausbau der Flüsse, sowie der Landschaftsverbrauch für Hafenerweiterungen werden durch die Hafenkooperation fortgesetzt“, kommentiert der Sprecher des Förderkreises, Herbert Nix, die Runde-Scherfsche Ehe.

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