: Ein wahres Märchen der Fado-Musik
■ Die Vorschau: Die blinde portugiesische Sängerin Dona Rosa kommt nach Bremen
Wenn ein Schriftsteller sie uns erzählen würde, dann wäre die Geschichte von Dona Rosa eine völlig unglaubwürdige und viel zu kitschige Kolportage. Die blinde Frau ersang sich ihren kümmerlichen Lebensunterhalt auf den Straßen von Lissabon. Dort hörte sie zufällig André Heller. Noch Jahre später erinnerte sich der österreichische Kulturimporteur an sie, als er für ein TV-Projekt mit Sängerinnen nach möglichst unbekannten und intensiven Stimmen suchte. Dona Rosa wurde für diese Sendung nach Marrakesch eingeladen und war die Entdeckung des Festivals. Dort fiel sie auch Uli Balz, dem Gründer des Bremer Plattenlabels Jaro auf, dessen bulgarischer Frauenchor ebenfalls an der Fernsehsendung teilnahm.
Balz produzierte Dona Rosas erste CD, und er holte sie jetzt auch für ihre erste Konzerttournee nach Deutschland. Inzwischen wurde Dona Rosa nun schon in den verschiedensten Medien (Kulturweltspiegel, Brigitte) vorgestellt. Jaro macht eine vorbildliche Pressearbeit, und die Geschichte der blinden Fado-Sängerin lässt sich ja auch wunderbar erzählen. Übrigens ist das ganze Märchen, ganz ähnlich, schon mal passiert: In den frühen 60er Jahren hörte Jazzpapst Joachim Ernst Berendt an einer Straßenecke von New York den blinden Saxophonspieler Rahsaan Roland Kirk, brachte den Straßenmusiker zu einem Jazzfestival nach Deutschland und begründete so seine Karriere.
Dona Rosa singt ihre tieftraurigen Fados, den Blues von Portugal, eigentlich unbegleitet und schlägt dazu ein Triangel. Für die CD-Produktion wurde ihr mit Ricardo Dias noch ein Akkordeonspieler an die Seite gestellt, und dieser wird sie auch bei ihrem Auftritt begleiten. Im zweiten Teil dieses Doppelkonzerts stellt Jaro schließlich einige seiner altbekannten bulgarischen Sängerinnen in einer neuen Besetzung vor: Als Quartett werden sie durch den russischen Sänger Sergey Starostin verstärkt, der durch seine Arbeit mit dem Moscow Art Trio bekannt wurde. Diese Mischung aus bulgarischen und russischen Gesangstraditionen ist eine von den gewagten Weltmusik-Stilfusionen, für die Jaro inzwischen berühmt, berüchtigt ist. Es wird also vielleicht ein märchenhaftes, bestimmt aber ein spannendes Konzert werden.
Wilfried Hippen
Dona Rosa & Sergey Starostin's Vocal Family sind am Montagabend um 20 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen zu bewundern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen