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Schön romantisch

■ Wie Savage Garden aus unorigineller Musik großartigen Pop werden lassen.

Savage Garden sind ein Pop-Duo aus Australien. Und zwar ein erfolgreiches und weltberühmtes, schließlich durften sie sogar die olympischen Spiele in Sydney eröffnen. In unseren Breitengraden waren sie erstmals 1998 auf sämtlichen Mainstream-Sendern zu hören mit ihren Hits „To the Moon and Back“ und „Truly Madly Deeply“ (das war der Song mit dem wunderschönen Video, in dem ein Mann und eine Frau versuchen, sich in Paris zu treffen, den ganzen Tag erfolglos herumrennen und dann ganz am Schluss doch noch zueinander finden, oh wie romantisch).

Im klassischen Sinn formierte Pop-Duos zeichnen sich zumeist dadurch aus, dass der/die eine MultiinstrumentalistIn ist und den Stücken das nötige Skelett verschafft, während der/die andere dieses Skelett mit seiner/ihrer Stimme anzukleiden weiss. So auch hier. Daniel Jones, der unscheinbarere, bravere der beiden Mittzwanziger, ist zuständig für den typischen Savage Garden-Sound aus unoriginellen 80er Jahre Drum- und Keyboard-Sounds und mal mehr, mal weniger fiesen Gitarrensoli, während der andere, der stets selig in sich hineingrinsende Schönling Darren Hayes, seine wunderschöne, außergewöhnlich fistelige Soul-Stimme, die schon mal an 80er Jahre Ikonen wie Boy George oder Limahl erinnert, in eleganter Manier über den Background fließen lässt. Ohne diese Stimme wären Savage Garden nur eine weitere dieser unzähligen, von den Radiostationen gehypeten Mainstream-Bands, die einem tagtäglich zwanzigtausend Mal auf die Nerven fallen. Und da Daniel weiß, was er an Darren hat, bedankt er sich im Booklet zur im letzten Jahr erschienenen zweiten CD Affirmation (auch Titel der aktuellen Single, einem Adrenalin-in-Schwung-Bringer, der einem hilft, morgens doch noch aus den Federn zu kriechen und den Tag ein klein wenig freudig anzulächeln) bei ihm ganz artig mit den Worten „Danke dir, Darren, für das Gefühl, das du in jede Ecke unserer Musik injizierst. Die Leute sagen dir vielleicht, dass du zu viel fühlst ... aber mir ist das egal.“ Och, ist das niedlich. Natürlich bedankt sich auch Darren bei Daniel: „Danke dir, Daniel, dass du so schöne Musik schreibst und dass du so ein unglaublicher (incredible) Mensch bist“. Rührend, nicht wahr?

Genauso rührend sind die Texte von Savage Garden. Liebe, Verlust, Verzweiflung, Hoffnung und Glaube, alles mit Großbuchstaben. Ach, das ist doch so kitschig und langweilig, möchte man meinen. Aber gesungen von Darren Hayes klingt das alles ganz wunderbar, soll heißen, er könnte auch gern Telefonbücher heruntersingen und man würde ... bla bla bla. Bevor sich die Autorin hier noch weiter um Kopf und Kragen schreibt, sei verraten, dass Savage Garden, diese zwei Seichtpopper für RomantikerInnen, jetzt in Hamburg spielen und dass es hoffentlich ganz voll wird und der Funke überspringen mag, der nötig ist, um solcher Musik eine Berechtigung zuzuschreiben. So. Genug. Barbara Schulz

Mittwoch, 20 Uhr, Große Freiheit 36

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