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Linke Nische ausgeräumt

■ Der Asta der Universität Hamburg setzt Referenten der Fachschaftsrätekonferenz vor die Tür

Seit acht Jahren stellen die Grünen den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) Asta an der Hamburger Uni. Die linke Opposition, bestehend aus Gruppen wie „Jusos“ und „Liste Links“, dominierte hingegen die sogenante Fachschaftsrätekonferrenz (FSRK) und stellte darüber auch zwei Refernten mit Büro und Stimmrecht im Asta. Jetzt hieß es in einer Pressemitteilung des Asta, man habe das „Experiment Fachschaftsrätekonferenz“ beendet. Am Montag früh wurde den beiden Referenten gekündigt, das Büro leergeräut und das Schloss ausgewechselt.

Hauptkritikpunkt von Asta-Sprecher Fabian Klabunde: Die FSRK-Referenten hätten nur Politik gegen den Asta gemacht und wären ihrer Aufgabe, Informationen von und zu den über 50 Fachschaften an der Uni weiterzuleiten, nicht nachgekommen. Klabunde: „Zum Teil sitzen wir hier im Elfenbeinturm und wissen gar nicht, was die Studierenden wollen“. So käme es vor, dass man gegen neue Prüfungssysteme polemisiere, für deren Einführung die Fachschaften vor Ort vehement eintreten.

Der Asta hat ein neues Referat „Fachschaftsvernetzung“ eingerichtet, das den über den Campus verstreuten Gremien mit Rat und Geld – Etat 70.000 Mark – zur Seite stehen soll. Referent ist der bisherige Kulturreferent Ove Velmede.

Die Aufregung in den übrigen Unigruppen ist nun groß. „Basisdemokratie abgeschafft“, titelt „Regenbogen“ in einem Flugblatt. Niels Kreller, Mitglied in der FSRK, sieht in dem Rausschmiss einen Angriff auf die „Teilautonomie der Referate“. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Tatsache, dass Minderheiten wie Behinderte oder Schwule und Lesben seit Ende der 80er ihre Referenten direkt auf Basis-Vollversammlungen wählen. Da es seit Anfang der 90er im Studierendenparlament keine Direktkandidaten aus den Fachbereichen mehr gibt, sei das FSRK-Referat eine „wichtige Form der „Basisvertretung“, so Kreller.

Die Opposition fordert eine Rückgabe von Büro und Posten. Demokratisch wäre es, so Kreller, wenn der Asta seinen Vorschlag von der Versammlung der Fachschaften absegnen ließe. Auch sei die Kritik der versäumten Vernetzung nicht korrekt, habe doch das FSRK-Referat stets eine weitere Stelle für diese Arbeit gefordert.

Verärgert über das Vorgehen ist auch die seit acht Jahren bestehende „Hochschul-Antifa“. Ihr Archivschrank mit Recherchematerial wurde kurzerhand mit ausgeräumt. Ein Rausschmiss sei hier nicht beabsichtigt, versichert Klabunde. Wenn die Betreffenden sich meldeten, könne man über einen neuen Platz für das Möbel reden. kaj

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