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Klappe fällt

■ Der Betriebsrat bei Studio Hamburg befürchtet Arbeitsplatzabbau in Jenfeld

Jahrelang lief es reibungslos, die Umsätze gingen stetig nach oben, die Mitarbeiterzahlen ebenfalls, und Sorge um den Arbeitsplatz musste man im Studio Hamburg nicht haben. Doch seit der Pay-TV-Sender Premiere Hamburg als Produktionsort aufgegeben hat, Sat1 und RTL ihr Engagement zurückschrauben und auch die Champions League nicht mehr beim Nischensender tm3 angesiedelt ist, muss sich das Hamburger Aushängeschild in Sachen Film- und Fernsehproduktion mit Sitz in Jenfeld „neu aufstellen“, wie der geschäftsführende Vorstand Martin Willich das nennt. Gewerkschaft und Betriebsrat fürchten, dass bis zum Jahresende 2001 100 Stellen abgebaut werden sollen – durch Altersteilzeit, Versetzungen, Vertragsänderungen und auch durch Kündigungen.

Der Betriebsrat ist deswegen bereits in Verhandlungen mit der Geschäftsführung eingetreten. „Die Stimmung ist längst nicht mehr so gut wie früher“, sagt Wolfgang Kreider von der IG Medien und befürchtet für die Zukunft eine Zunahme ungesicherter Arbeitsverhältnisse. Willich weist dahingegen auf Investitionen in Höhe von 100 Millionen Mark allein in den vergangenen zwei Jahren hin – als Beleg dafür, dass „die Unternehmensgruppe selbst weiterhin wächst“. Eine Betriebsversammlung vor zehn Tagen, zu der die Arbeitnehmervertretung aufgerufen hatte, sei denn auch „friedlich abgelaufen“.

Was die IG Medien beunruhigt, ist die Entscheidung des Unternehmens, den zuständigen Arbeitgeberverband, den Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen, zu verlassen. „Die wollen vor allem aus dem Zuschlagwesen heraus“, vermutet Kreider. Er hält es daher für möglich, dass „wir uns künftig härter mit dem Betrieb auseinander setzen müssen“. Bisher fuhr auch der Betriebsrat, mehrheitlich von der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft DAG dominiert, einen eher sozialpartnerschaftlichen Kurs gegenüber der Geschäftsführung – auch ein Resultat der glänzenden Umsatzzahlen der Vergangenheit.

Bei Studio Hamburg sind über 900 MitarbeiterInnen an zehn Standorten in Deutschland beschäftigt. 1999 machte das Unternehmen einen Umsatz von 500 Millionen Mark. aha

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