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Hilfe für serbische Städte

Konferenz des Stabilitätspaktes findet erstmals in Belgrad statt. Jugoslawiens Präsident Koštunica fordert Umsetzung konkreter Projekte und kündigt umfassende Reformen an

BELGRAD dpa/rtr ■ Mehr als 120 jugoslawische sowie 60 europäische und amerikanische Bürgermeister haben gestern in Belgrad Beratungen über konkrete Hilfsmaßnahmen für serbische Städte aufgenommen. Die zweitägige Konferenz wird vom Balkan-Stabilitätspakt organisiert.

Bodo Hombach, Koordinator des Paktes, sagte, er habe es sich vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass solch ein Treffen in Belgrad stattfinden könnte, meldete die Nachrichtenagentur Beta. Das sei nur durch den Sieg der Demokratie bei den serbischen Kommunalwahlen Ende September möglich gewesen.

Der jugoslawische Präsident Vojislav Koštunica sagte, dass humanitäre Hilfe konkret sein müsse. Er dankte für die bereits eingetroffene und die zugesagte Unterstützung. Gleichzeitig wies Kostunica darauf hin, dass Jugoslawien nicht „ewig vor der europäischen Volksküche“ warten, sondern dass es „arbeiten“ möchte. Mit ausländischen Investitionen und Krediten und der Hilfe von „Freunden“ werde die jugoslawische Gesellschaft wieder gesund und die jugoslawische Wirtschaft könne angekurbelt werden, meinte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug. Koštunica kündigte zugleich grundlegende Reformen und Verfassungsänderungen an.

Jugoslawiens Außenminister Goran Svilanović rief Bürgermeister und Stadträte in ganz Jugoslawien auf, nicht Opfer der Korruption zu werden, die unter dem früheren Staatspräsidenten Slobodan Milošević zu einer Seuche geworden sei. Es müsse die Bereitschaft bestehen, allen Bürgern über das Tun Rechenschaft abzulegen.

Der Stabilitätspakt soll nach dem Kosovo-Krieg den Wiederaufbau der Balkan-Region und gutnachbarschaftliche Beziehungen zwischen den dortigen Staaten fördern. Jugoslawien war dem Pakt am 26. Oktober beigetreten. Das Land braucht dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge dringend Finanzhilfen, damit die Flüchtlinge des Bosnien- und Kosovo-Krieges den Winter überleben können.

Die EU hat bereits damit begonnen, bei der Überwindung der Schwierigkeiten in der Versorgung mit Strom, Brennstoffen, Nahrung und Medikamenten in Serbien zu helfen.

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