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Godfathers of Ska

■ Die „Skatalites“ und „Dem Brooklyn Bums“ in der Fabrik

In Jamaika begegnet man den Skatalites um Bassist Lloyd Brevett mit Ehrfurcht. Ihren Platz in der Hall of Fame des Reggae haben sie seit langem sicher, und Percival J. Patterson, Premierminister Jamaikas, gilt seit den 60er Jahren als großer Fan der Band. 1963 gegründet, waren die Skatalites bereits damals eine All-Star-Band. Die Musiker, ob der legendäre „Tommy“ McCook, Don Drummond, Roland Alphonso oder Lloyd Knibbs, gehörten zu den gefragtesten Studiomusikern. Beim Studio One-Label gingen sie ein und aus. Streitereien zwischen den eigenwilligen Musikern waren es dann, die 18 Monate nach der Gründung zum Bruch führten – die Skatalites lösten sich auf und die Musiker gingen ihrer Wege und machten nahezu alle erfolgreich Solokarriere.

Mitte der 70er Jahre fand man sich im Studio zu einer Session ein, bei der ein denkwürdiges Dub-Album entstand. Für die Reunion war es damals noch zu früh – erst 1984 kam es pünktlich zum Sunsplash-Festival in Kingston zur gefeierten Reunion der Band, die die Weichen in Jamaikas Musik neu gestellt hatte. So wird die Entwicklung des Roots Reggae den Skatalites zugeschrieben, denn sie waren es, die durch ihren Slow Down der Beats den Weg vorzeigten. Doch ohne die Musiker um Roland Alphonso, den genialen Altsaxophonisten, der vor zwei Jahren verstarb, wäre wohl auch der britische Two Tone Anfang der 80er kaum denkbar gewesen: Bands wie Madness, Specials oder The Beat orientierten sich an den Altmeistern und ihrem Rock Steady aus den 60ern. „Tommy“ McCook, Roland Alphonso und Co. hatten sich zu dem Zeitpunkt längst neu orientiert.

Lange mussten sich die Fans mit den Soloalben der Band-Mitglieder zufrieden geben. Oder die Ohren spitzen bei den zahlreichen Scheiben, die in Coxsone Dodds Studio eingespielt wurden: Dort agierten Roland Alphonso und Jackie Mittoo als Mitglieder der Studioband und drückten so mancher Produktion ihren unverkennbaren Stempel auf.

Nach der Reunion gingen die Skatalites auf Tour, produzierten neue Alben, von denen Hi Bop Ska 1995 für den Grammy nominiert wurde. Die Trophäe wanderte damals zwar nicht nach Kingston, aber den Reggae-Olymp haben die Musiker um Lloyd Brevett, Lester Sterling und Lloyd Knibb, die derzeit noch spielenden Gründungsmitglieder der Skatalites, dennoch längst erreicht. Die drei sind, genau wie Doreen Shaffer, Sängerin der ersten Stunde, heute in der Fabrik mit von der Partie. Im Vorprogramm übrigens die unterhemdtragenden Neo-Ska-Jungspunde Dem Brooklyn Bums – vermutlich von ebenda. Knut Henkel

 heute, 21 Uhr, Fabrik

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