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Kein Udo Jürgens

■ Die „ShowTime!“ im Schmidt Theater

Angekündigt war die wahrscheinlich längste Praline der Welt, und die Darsteller („Megastars“) auf dem Plakat zur Schmidt-ShowTime! sahen aus wie Schießbudenfiguren einer Hiphop-Band auf Klamauk-Videodreh. Das Ganze als dreistündige „aberwitzige Unterhaltung der Extraklasse“ angepriesen, ließ einiges erahnen, vieles befürchten.

1. Vor der Pause: Verloren. Das Hamburger Schmidt Theater präsentiert eine „Pension Schmidt“ auf der Bühne. Dort, in der Pension soll am Abend eine grosse Gala-Revue stattfinden. Das Problem: Udo Jürgens kommt nicht, Udo sollte der Star des Abends sein, aber Udo kann erst nächste Woche. Da fällt Siggi (Tilman Madaus) um, und fortan fällt er immer um, wenn der Name Udo Jürgens fällt.

Eiligst müssen neue Stars gecastet werden. Viel hin und her, verschiedene Chargen stellen sich vor. Kurz: am Ende bleiben nur Emmi und Herr Willnowsky, und den Rest des Programmes müssen die Hoteliers Aristide (Bernhard Hofmann) und Siggi und Polizist Hotte (Frank Wieczorek) wider Willen selbst ableisten.

Die erste Hälfte von ShowTime! ist leider nur die Vorgeschichte des Abends. Das interessiert in echt nicht, und das interessiert auch hier nicht. Zu zäh, zu platt, zu lau.

2. Nach der Pause: Gewonnen. Der Vorhang geht auf. Mitklatschen, mitsingen. It's ShowTime! Emmi und Herr Willnowsky präsentieren volles Programm: glitzernde Zauberer, mexikanische Sänger, einen Männerstrip und Lieder zu Country, Ragtime und Swing. Stars des Abends aber bleiben die beiden lieber selber („Für jeden richtigen Ton gibt's Finderlohn!“). Sie bereiten unendliche Wortspielkaskaden ( „profund“/„pro Pfund“/„Fundbüro“) und andere Kalauer für Besserverdienende. Allein Emmis wahnsinnig jonglierende, aber ansonsten stumme Neffen Lutz & Moritz machen ihnen im Rennen um die Publikumsgunst Konkurrenz.

Das Publikum vergönnt's mit Applaus von warp3. Der Abend im Abend ist gerade noch gelungen und endet mit: Halleluja!

Christian T. Schön

Weitere Vorstellungen noch bis zum 31. Dezember im Schmidt Theater

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