: Was schon Lenin wusste
Das Wissen nimmt ständig zu, wer da noch hinterherkommen will, sollte sich moderner Technologie bedienen. In der Epoche „Real Time“ finden Weiterbildung und Studium zunehmend im Netz statt
von RON HILLMANN
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den verstorbenen russischen Politiker W. I. Uljanow. Der als Lenin bekannte Rechtsanwalt prägte damals, in einer Zeit gesellschaftlicher Veränderungen, die Maxime: „Lernen, lernen und nochmals lernen.“
Dass wir auch heute noch nach diesem Grundsatz leben müssen, liegt auf der Hand: Technologische Entwicklungen und Marktkräfte verändern sich zu rasant, als dass wir die Zeichen des Wandels und der Anpassung an diese Änderungen ignorieren könnten. Vor fünf Jahren predigten Universitätsprofessoren der Wirtschafts- und IT-Bereiche der studentischen Zuhörerschar gern, dass sich das Wissen alle zehn Jahre verdoppele. So war ihnen der Weg geebnet, den Berufskollegen mit veralteter Literatur den Absatz in den studentischen Buchhandlungen streitig zu machen. Heute dagegen müssen sich die grauen Eminenzen vor ihren Studenten in Acht nehmen. Durch eigene, innovative Veröffentlichungen stellen zukünftige Diplomanden zunehmend den traditionellen Lehrstoff ins Abseits.
Scheinbar Unumstößliches wird mitunter verworfen. Wir sind in der Epoche „Real Time“ angekommen. Schnelligkeit und ständige Informationsbeschaffung sind die Schlüssel zum Erfolg. Im Zeitalter sich entwickelnder Technologien hat nun auch der private Bildungsmarkt seine Berechtigung erkannt. Neue Ausbildungsmodelle finden ihre Akzeptanz am Arbeitsmarkt. Das Beispiel der AKAD Hochschule mit mehreren Standorten in Deutschland ist kein Einzelfall mehr. Dieses ursprünglich aus der Schweiz stammende Bildungsunternehmen wendet sich an karrierewillige Berufstätige. So kann beispielsweise Samuel Troll ein 6-semestriges Studium der Wirtschaftswissenschaften ablegen, trotz seines anspruchsvollen Berufsalltags in der renommierten Werbeagentur Publicis. Die monatlichen Studiengebühren von 1.000 Mark tragen Arbeitgeber und Finanzamt.
Ein ähnliches, wesentlich billigeres Modell bietet der Bundesverband VWA an. Der Zusammenschluss der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien in Deutschland hat regen Zulauf. So ist es auch für eine Mitarbeiterin der Internetfirma Yoolia AG möglich, trotz Tagesjob den Abschluss als Diplombetriebswirtin zu erlangen. „Die drei Abende und mancher Samstag an der VWA zwingen oft zur Disziplin, doch am Ende steht der Titel. Und die Studiengebühren von monatlich 250 Mark sind locker von der Steuer absetzbar“, so die junge Conny aus dem Berlin-Start-up.
Doch nicht immer bedarf es unbedingt einer so komplexen Weiterbildung. Für berufliche Weiterbildung gibt es neben den bekannten Volkshochschulen auch ein interessantes Angebot im Netz. Unter der Leitung einer Damenmannschaft wird bereits bei www.akademie.de online gelehrt und gelernt. „Die Zahlen von 1.500 Kursteilnehmern an Online-Workshops und 10.000 Mitgliedern im Bereich Selbstlernen sprechen doch für sich“, schwärmt Frau Klingemann am Telefon. Ob nun ein Crashkurs im Internet oder ein Intensivkurs in E-Commerce für das berufliche Fortkommen notwendig ist, die Dozenten und Tutoren decken den größten Teil des Bildungsbedarfs kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Auch Fernstudiengänge erfreuen sich weiter wachsender Beliebtheit. Selbst die Weiterbildung zum Fitnessstudioleiter mit Trainer-B-Lizenz oder zum geprüften Ökowirt ist möglich. Unter der Webadresse www.fortbildung-online.de findet sich eine umfangreiche Weiterbildungsdatenbank. Wem das deutsche Fernsehprogramm zu langweilig geworden ist, der sollte sich ausführlich bei dem deutschen Bildungsserver informieren. Unter www.dbs.schule.de heißt es auch hier: „LLL – Lebenslanges Lernen!“, hier allerdings mit Bezug auf Roman Herzogs Berliner Rede.
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