: Gesagt & getan
Udo Jürgens, am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren als LandwirtInnensohn, gewann 1950 seine erste Auszeichnung (durch den Österreichischen Rundfunk) als Komponist des Liedes Je t’aime. 1954 erster Schallplattenvertrag.
Seinen ersten internationalen Erfolg hatte er mit Reach for the stars, das Shirley Bassey 1961 in ihr Repertoire aufnahm. Mit seinem Debüt beim Grand Prix Eurovision, 1964 mit Warum nur, warum, schaffte Matt Monro in einer englischen Fassung einen mehrwöchigen Chart-Erfolg in den USA. Jürgens-Kompositionen wurden von Sammy Davis jr., Sarah Vaughn und Bing Crosby gesungen.
Preise hat Udo Jürgens en gros erhalten, die ihm wichtigsten sind der Country-Award 1981, der Verdienstorden des Weltfußballverbandes Fifa, die Goldene Kamera (1979 und 1987) sowie der des Grand Prix Eurovision 1966 in Luxemburg.
Eine Bilanz seiner Arbeit hat Udo Jürgens nie aufstellen wollen. Geschätzt wird, dass er gut sechshundert Titel komponiert und siebzig Millionen Mark mit Tonträgern verdient hat.
Die aktuelle Tournee wird von einer Baumarktkette sowie einer Schaumweinkellerei gesponsert. Es sind Firmen (Obi) und Produkte (Deinhard), die nach Marketingexpertisen zum Label „Udo Jürgens“ von seinen Fans akzeptiert werden: weder zu proletarisch noch zu großbürgerlich.
Udo Jürgens ist Mitglied mehrerer karitativer Stiftungen sowie Sonderbotschafter des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR). Ein Teil der Tourneeerlöse kommt einer von ihm gegründeten Kinderstiftung zugute.
Seine größten Singleerfolge war „Griechischer Wein“ (1975), „Merci Chérie“ (1966) sowie „Buenos Dias, Argentina“ (1978). Auftritte in der ZDF-Hitparade hat er stets abgelehnt.
Zur Selbsteinschätzung meinte er Ende September: „Ich bin das, was früher ein Minnesänger war. Keiner, der große Opern macht, sondern der den kleinen Alltag in Geschichten erzählt. Der auf das, was draußen passiert, reagiert. Auf Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Ausländerfeindlichkeit. In drei bis vier Minuten.“
Zum deutschen Musikleben außerhalb der Viva-Charts sagt er: „Es gibt in Deutschland das einmalige Phänomen, dass die Schlager – heute: volkstümlicher Schlager – eine musikalische Struktur haben, die ein Gitarrenschüler nach der dritten Stunde durchschauen kann. Leicht, leichter, am leichtesten. Es sind kinderliedchenartige Melodien, die mit Volksmusik nichts zu tun haben. Für echte Volksmusiker ist der Erfolg dieser Schlager eine große Belastung.“
Über seine Rolle als deutschsprachiger Popavantgardist: „Es hat sich ja Gott sei Dank vieles getan. Maffay, Grönemeyer und andere. Reinhard Mey hat einmal gesagt, die Liedermacherbewegung wäre ohne Udo Jürgens nicht möglich gewesen.“
Zu seinen Schlageranfängen hat Udo Jürgens ein ambivalentes Verhältniss. Bear Family Records musste das Projekt einer CD-Hommage-Box mit frühen Songs stornieren – der Künstler verweigerte die Lizenz zur Dokumentation seiner (unglamourösen) Anfangsjahre. JAF
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