Lokalkoloratur:
Die ganzen anderen Milleniusmbabys sind inzwischen nudelrund gelöffelt am gesponserten Brei, haben sich nass geschwitzt in den gesponserten Strampelanzügen, schwindelig geschaukelt in gesponserten Wiegen, sparen weiter an ihren gesponserten Bausparverträgen und Lebensversicherungen und blinzeln ab und an, weil sie denken, die Kinderzimmerlampe wäre das zurückgekehrte Blitzlichtgewitter. Und während die anderen Januar-Babys sich längst zu dicken Brocken entwickelt haben, die vermutlich schon „Milupa“, „Bausparkasse“ und „Scheiß-Telekom-Aktien“ sagen können, an Lego-Türmen bauen und ihrem Steiff-Teddy schon den Knopf aus dem Ohr gekaut haben, kam in Hamburg noch ein Milleniumsbaby auf die Welt, ganz ohne Sponsoring und von der außerhamburgischen Presse vermutlich völlig ingnoriert. Nur ein Blitz blitzte, als der Junge, der Emilio inzwischen heißt, gemütlich in die aromatisch duftende Welt gerutscht kam. Er ist das tausendste Baby, das im Geburtshaus in Ottensen geboren wurde. Emilio ist 51 Zentimeter groß, 3730 Gramm schwer, hat schwarze Haare und gute Laune, er ist topfit und seine Eltern Karen und Jörg sind natürlich „überglücklich“. Die Hebammen wollen nun Champagner auf ihr tausendstes Baby trinken. Herzlich willkommen! san
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