: Fackelumzug ohne Fackeln
Neonaziaufmarsch am Kriegsklotz: Regenbogen meldet Gegendemo an. Rechte Kundgebung in Elmshorn unter Auflagen erlaubt ■ Von Peter Müller
Der für den Volkstrauertag als „Kranzniederlegung“ deklarierte Neonaziaufmarsch morgen am Kriegsklotz nahe dem Dammtorbahnhof wird von antifaschistischen Protesten begleitet sein. Die Bürgerschaftsgruppe „Regenbogen“ hat für 13.30 Uhr auf der Moorweide zur Gegendemo aufgerufen. Der rechte Aufmarsch zum „Heldengedenken“ ist von der Neonazi-Aktivistin Inge Nottelmann – Gefolgsfrau der Hamburger Neonaziführer Christian Worch und Thomas Wulff – für 14 Uhr bei der Polizei angekündigt worden, „um die Erinnerung an die Toten unseres Volkes wachzuhalten“. Der Regenbogen-Abgeordnete Norbert Hackbusch ruft alle HamburgerInnen auf, „Flagge zu zeigen“: „Am Sonntag kommt es darauf an, Zivilcourage aufzubringen und ein Zeichen gegen die Verehrung des Deutschen Soldatentums zu setzen“, sagt Hackbusch. „Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“
Indes hat der Kreis Pinneberg den für Dienstag geplanten Fackelzug der militanten Neonaziszene durch Elmshorn verboten. Das Ordnungsamt lässt stattdessen nur eine stationäre Kundgebung auf dem so genannten „Buttermarkt“ zu. „Ohne Trommeln, ohne Fa-ckeln und ohne Fahnen“, so Ordnungsamtschef Jürgen Toben zur taz hamburg. „Bei den Koordinierungsgesprächen hat es über diese Auflagen keine Einigung gegeben“, so Toben weiter. Ob die Faschos nun klagen, ist unklar.
Ungeachtet dessen empfindet die IG Metall schon den Aufmarsch als „Bedrohung“: „Der Buttermarkt ist nur 500 Meter von unserem Büro entfernt“, warnt Elmshorns IG Metallchef Uwe Zabel. Das Büro war mehrfach Ziel von Neonazi-Anschlägen. Ins Visier der Faschos ist neben Zabel auch erneut die Schirmherrin der Kampagne „Keine Toleranz für Neonazis in Elmshorn“, Bürgermeisterin Brigitte Fronzek, geraten. Im Internet wettern die Rechten über „die rote Bürgermeisterin“ und „Heulboje“, da sie im Bündnis mit „militanten Antifaschos“ auch für ein antirassistisches Konzert am Buß- und Bettag in der Nikolaikirche verantwortlich zeichnet. „Das wird der Nationale Widerstand nicht hinnehmen“, so das rechte Aktionsbüro Norddeutschland. Die IG Metall und der DGB rufen auf, den Aufmarsch „zu verhindern“.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen