: Mann über Bord
■ Schlepper darf im Hamburger Hafen mit reduzierter Crew fahren
Trotz Bedenken des Verkehrsministeriums, Einwände der Seeberufsgenossenschaft und massiver Kritik der Gewerkschaft ÖTV darf die Bugsier-Reederei ihren Schlepper „Bugsier 17“ mit nur zwei Besatzungsmitgliedern im Hamburger Hafen fahren lassen. Das Oberhafenamt der Wirt-schaftsbehörde hat ihr „aus Wettbewerbsgründen“ nach einem einwöchigen Probebetrieb eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Für ÖTV-Hafenexperte Gerd Hufner eine „falsche und gefährliche Entscheidung“.
Bugsier hatte in der Binnenwasserverordnung ein Schlupfloch gefunden, um die vorgeschriebene dreiköpfige Mindestbesatzung zu umschiffen. „Dabei ist nach allen Regeln der Kunst geprüft worden, so dass es schwer ist, die Genehmigung zu verweigern“, beteuert Behörden-Sprecher Bernd Meyer. Voraussetzung für den Zwei-Mann-Betrieb seien allerdings umfangreiche technische Voraussetzungen und Sicherungseinrichtungen.
So muss der Schlepper über ein Flussradar sowie über eine Deckslautsprecheranlage verfügen. Der Betrieb durch eine zweiköpfige Crew ist nur bis „Windstärke 7“ zulässig, außerdem stünde dem Kapitän das Recht zu, „jederzeit auf Aufforderung“ ein drittes Besatzungsmitglied an Bord zu holen.
Obwohl die Investition in ein Flussradar 60.000 Mark kostet, fährt „Bugsier 17“ demnächst mit reduzierter Crew. Dass bei Bedarf ein dritter Mann geholt wird, ist für Gewerkschafter Hufner unrealis-tisch: „Somit haben sie jetzt die ganze Verantwortung auf den Kapitän abgeschoben.“ kva
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen