: Kita zu teuer
■ Erneute Kritik an Elternbeitragsgesetz. Familienförderung wird abkassiert
Der Verein Familien Power hat gestern seine Kritik am neuen Elternbeitragsgesetz bekräftigt. Eine Umfrage in 48 Kitas habe ergeben, dass die Eltern im Schnitt 15 Prozent mehr zahlen, berichtet der Vorsitzende Matthias Taube. Hamburg habe damit „jedes Augenmaß für die soziale Situation von Familien“ verloren. Insgesamt, so Taube, kassiere die Stadt in diesem Jahr 12 Millionen Mark zusätzlich.
Besonders hart betroffen von der Neuregelung seien Familien, die Wohneigentum erworben haben. Das staatliche Baukindergeld, das diesen Schritt oft erst ermöglicht, wird als Einkommen gewertet. Familien-Power Mitglied Hans-Joachim Holzmann rechnet vor, dass die Stadt über die Kita-Beiträge 25 bis 40 Prozent dieser Zulage wieder abkassiert. Holzmann: „Damit wird Familienförderung zur Karikatur.“ Entsprechend hoch sei die Abmeldezahl in Neubaugebieten.
Auch Eltern, die Unterhalt zahlen, geraten in Schwierigkeiten, weil diese Kosten nicht mehr berücksichtigt werden. Taube berichtet vom Fall der Eimsbüttler Familie Rühmann, die ihre Tochter aus der Krippe nehmen musste, weil sie die 425 Mark Gebühr nicht zahlen kann. Würden die 1000 Mark, die der Vater an seine frühere Familie zahlt, wie bislang üblich angerechnet, wäre der Krippenplatz nur halb so teuer. Bei Familien Power hat sich inzwischen eine Gruppe betroffener Eltern gegründet, die gegen diese Regelung klagen will.
Insgesamt, so Taube, hätte jede zweite der befragten Kitas von „signifikanten“ Abmeldezahlen berichtet. Ein Eindruck, den auch die CDU-Politikerin Elisabeth Voet van Vormizeele bestätigt. Die Bezirksabgeordnete hatte bei über 100 Häusern in Hamburg Nord nachgefragt: „Alle berichten von Abmeldungen aufgrund hoher Beiträge.“
Offiziell gibt es vom Amt für Jugend darüber noch keine Zahlen. Kita-Abteilungsleiter Jürgen Näther bezweifelt, dass es sich bei den Abmeldungen um ein „Massenphänomen“ handelt. Trotzdem würde er zum Jahresanfang eine Untersuchung in Auftrag geben, die die Auswirkung des neuen Gesetzes überprüft. Kaija Kutter
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