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Der Untergang des Werftenlandes

■ Schiffbau international: Arbeiter demonstrieren gegen Korea und blicken nach Brüssel

Die Gewerkschaft mobilisiert die norddeutsche Küste, aber die Entscheidung fällt ganz woanders: Wenn die IG Metall wie gestern vor Blohm + Voss die Werftarbeiter für den Erhalt des europäischen Containerschiffbaus demonstrieren lässt, dann nimmt der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar in Brüssel das wahrscheinlich nicht einmal wahr. Und auf den – Mario Monti aus Italien – kommt es an: Er entscheidet in zwei Wochen, ob die europäischen Werften auch im kommenden Jahr noch Beihilfen der EU erhalten oder die Zahlungen – wie bisher vorgesehen – zum Jahresende auslaufen. Wenn das letztere passiert, wäre das so etwas wie das Todesurteil für den Schiffbau in Deutschland.

1000 Arbeiter von Blohm + Voss und der Sietas-Werft brachte die Gewerkschaft gestern auf die Beine, nachdem die so genannte Rettungsboot-Tour der IG Metall zuvor schon unter anderem in Kiel und Lübeck Station gemacht hat. Überall dasselbe Bild: Männer unter Schutzhelmen, die aufmarschieren gegen den einen Feind. Der hat einen Namen: Südkorea. Wenn die Asiaten weiterhin so billig anbieten – teilweise 40 Prozent unter den gängigen Weltmarktpreisen – wie in den vergangenen drei Jahren, werden noch weniger Aufträge für Containerschiffe nach Europa vergeben. 16 mickrige Prozent Marktanteil halten die Europäer noch, während der Anteil Koreas an den großen Containerfrachtern schon auf bis zu 85 Prozent angewachsen ist. Der gemeinsame Vorwurf der IG Metall und der Werftenbetreiber: Südkoreas Unternehmen werden ungeniert vom Staat subventioniert, und deshalb müssen die Europäer mit ihren Werften das gleiche tun. Es müssen also Beihilfen her, bis „wieder Marktbedingungen herrschen“, wie ausgerechnet die Gewerkschaft fordert.

Die Bundesregierung ist auf den Kurs eingeschwenkt. SPD-Kanzler Schröder hat sich schon zu Zeiten als niedersächsischer Ministerpräsident gern als Werftenfreund geriert und jetzt wieder 80 Millionen Mark Soforthilfen für die deutschen Betriebe locker gemacht. Das reicht aber längst nicht, die wirklich bedeutsamen Summen werden von der EU vergeben, und Europas Wettbewerbskommissar Monti hat schon klar gemacht, dass er nur ungern bereit ist, noch länger Geld in die Werftenindustrie zu stecken. Sein Standpunkt: „Staatliche Zuschüsse sind keine Antwort auf das Korea-Problem.“ Da bleibt als einziger Lichtblick: Südkoreas Werften haben sich inzwischen so viele Aufträge gesichert, dass sie auf Jahre total ausgelastet sind.

Vor zwei Wochen hat die Kieler HDW-Werft einen Auftrag über 1,6 Milliarden Mark an Deck gezogen: „Das ist der Durchbruch für unsere Technologie“, jubelte HDW anschließend über den vereinbarten Bau von drei U-Booten, und auch die gewerkschaftlichen Arbeitnehmervertreter in Kiel strahlten um die Wette. Alle waren voll des Lobes für den Auftraggeber. Der heißt übrigens Südkorea. Peter Ahrens

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