bse im kleinen zeh – oder: wenn der rinderwahn kommt
:

von WIGLAF DROSTE

Unbegreiflich ist die Panik der Landsleute vor dem Rinderwahn. Zwar könnte man monieren, dass gutes, schmackhaftes und gesundes Fleisch nur noch für Wohlhabende erschwinglich ist, während einfache Leute fleischlos leben oder das Risiko einer BSE-Kontamination eben auf sich nehmen müssen, aber genau das interessiert die Landsleute nicht. Sie sind einfach nur gern hysterisch.

Welchen Schaden könnte ein bisschen Rinderwahnsinn anrichten, den die Landsleute nicht längst hätten? Dass sie nicht bei Sinnen sind, beweisen ihre politischen, kulturellen und medialen Repräsentanten rund um die Uhr. Sabine Christiansen dokumentiert ihren Geisteszustand im Wochentakt. Freiwillig stochert sie veitstanzartige Kompetenzgestik in den Vorspann ihrer Sendung hinein und reckt dort, ebenfalls ohne Not, ihre germanischen Kriegskeulenwaden in die Kameras. Äußerst ungern nur sage ich uncharmante Dinge über Frauen; im Fall Christiansen, diesem Angriff auf wirklich alle menschliche Sensorik, ist es unumgänglich. Kein Jahr war es her, dass sie Jörg Haider zu sich laden wollte, da stellte sie sich am 9. November in Berlin auf die Bühne und gab die kleine Trompeterin der Gratisgesinnung: gegen Hass und für Toleranz. Dabei sind es doch öffentliche Belästigungen wie Christiansen, die noch in den mildesten Charakteren Widerwillen erzeugen. Kein Wunder, dass Sabine Christiansen um Toleranz bettelt – sie ist darauf angewiesen. Für eine Brockhaus-Reklame behauptet sie: „Wer viel weiß, stellt die richtigen Fragen.“ Diesen Spreizgargel gibt eine von sich, die nicht einmal ahnt, was eine richtige Frage sein könnte.

In der Brockhaus-Werbung ist Christiansen gut aufgehoben; hier sind die Wahnsinnigen unter sich. „Wer keine Ahnung hat, hat auch keine Meinung“, flatuliert Joseph Fischer, dessen Karriere auf ahnungslosem, aber arm- und meinungsstarkem Gedröhne fußt. „Ich weiß mehr, als vielen Männern lieb ist“, behauptet Alice Schwarzer, deren Käseeckenlächeln nicht einmal auf dem computerbehandelten Foto den Weg zu ihren toten Augen schafft. Was weiß Frau Schwarzer, was viele Männer nicht wissen? Wie man es zu einem eigenen Wagen im Kölner Karneval und zum Bundesverdienstkreuz bringt? Der omnipräsente Sitzsack Marcel Reich-Ranicki kann ebenfalls die Gelegenheit zum Rübe-in-die-Kamera-Halten nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Wer viel weiß, will noch mehr wissen“, heißt sein Sprüchlein. Der Rinderwahn hat viele Namen, einer davon ist Brockhaus.

Voll erwischt hat es auch den Berlinale-Funktionär Wieland Speck. Er schreibt: „Die taz ist für mich das Fieberthermometer im Arsch Deutschlands – muss man täglich checken, damit einen der Zeitgeist nicht ungewollt schwanger macht.“ - Sehr geehrter Herr Speck! „Im Arsch“, wie Sie es ausdrücken, kann manches sein – eine Schwangerschaft aber nicht. Und vom Zeitgeist wird man ebenso wenig schwanger wie vom Heiligen. In der Hoffnung, Ihnen keine Illusion genommen zu haben, und mit besten Genesungswünschen verbleibe ich hochachtungsvoll.