: Wahnsinnig gutes Fleisch
Wer Weihnachtsbraten essen will, kann BSE-Risiko durch richtigen Einkauf minimieren. Verbraucher-Zentrale empfiehlt Öko ■ Von Gernot Knödler
Die Auskunft ist deprimierend. Beim Rindfleisch gebe es keine 100-prozentige Sicherheit vor BSE, sagt Armin Valet von der Verbraucher-Zentrale Hamburg. „Man kann nur das Risiko minimieren, indem man Fleisch aus ökologischem Landbau kauft“, so der Verbraucherschützer. Daneben kämen allenfalls Markenfleisch-Programme wie Neuland oder Gutfleisch auf den Teller.
Der Schutz vor BSE steht und fällt mit der Frage, woher die Rinder stammen und ob die Herkunft garantiert werden kann. Deutschland galt bis gestern als BSE-frei, so dass viele Händler auf den Etiketten versicherten, das Fleisch stamme von einem Tier, das in Deutschland geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurde.
Doch zum einen ist den Herkunftsnachweisen nicht immer zu trauen, und zum anderen weiß keiner, wie groß das BSE-Problem hierzulande wirklich ist. „Deutschland hat sich bisher bei Tests sehr zurückgehalten“, sagt Valet. Das hat sich geändert, und prompt stehen auch die hiesigen Züchter vor einem Problem. Stefan Zahn von der Fleischer-Innung empfiehlt deshalb Fleisch aus ökologischem Landbau und artgerechter, bäuerlicher Tierhaltung wie von Neuland.
Der Verein Neuland ist vor zwölf Jahren von der Verbraucher-Initiative, dem Tierschutzbund, dem BUND, und der Buko-Agrarkoordination gegründet worden. Die knapp 140 Bauernhöfe in Norddeutschland, die ihr Fleisch unter diesem Siegel vermarkten, müssen sich zweimal im Jahr vom Verein kontrollieren lassen. Er überprüft, ob die Tiere artgerecht gehalten werden, wie gesund sie sind und ob das Futter den Vereinbarungen entspricht: Es darf nicht importiert sein, keine Antibiotika, Leistungsförderer und auch kein Tiermehl enthalten. Futter aus Tiermehl wird für die Entstehung der Seuche verantwortlich gemacht.
Am sichersten dürften VerbraucherInnen mit einem Braten aus dem Ökologischen Landbau fahren. „Im Ökolandbau war noch nie die Tiermehl-Verfütterung erlaubt“, sagt Carola Ketelhodt vom Verband Bioland. Der größte Teil der Futtermittel muss Ketelhodt zufolge vom eigenen Hof kommen. Neue Tiere darf der Bauer nur bei Öko-Betrieben kaufen.
Will er ein konventionelles Rind zur Zucht verwenden, muss der Bauer belegen, dass ein vergleichbares Exemplar aus dem Öko-Landbau nicht zur Verfügung steht. Rinder aus den BSE-Ländern Großbritannien, Irland und Schweiz dürfen nicht unter dem Label Bioland vermarktet werden – auch nicht ihre direkten Nachkommen.
Die Herkunft der Tiere zu garantieren gehört bei Neuland und den Verbänden des ökologischen Landbaus zum Prinzip. Ohne dieses Ausschluss-Kriterium ließe sich der höhere Preis für ihr Fleisch nicht rechtfertigen. Jedes Filet oder Nackenstück kann bei ihnen bis zum Stall zurückverfolgt werden. Adressen von Läden, die Neuland-Fleisch verkaufen, gibt es unter 041 31/ 4 52 42, Bioland-Adressen unter 043 22/ 7 59 40.
Zahn verweist noch auf eine andere Möglichkeit: „Sie gehen auf alle Fälle sicher, wenn Sie in ein Fleischer-Fachgeschäft gehen und einen Braten bestellen“, behauptet der Mann von der Innung. Ein guter Metzger hat seine eigenen Quellen. Wer keinen vertrauenswürdigen Fleischer kennt, kann immer noch auf die traditionelle Gans umsteigen (siehe Rezept). Weil in der Branche auch bei Geflügel von einem BSE-Verdacht gemunkelt wird, empfiehlt es sich jedoch auch hier, auf eine gute Kinderstube zu achten.
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