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Serbien setzt KFOR Frist bis Montag

Kosovo-Friedenstruppe soll Angriffe albanischer Unabhängigkeitskämpfer im Süden Serbiens beenden

PRIŠTINA/BELGRAD dpa/afp ■ Die serbische Regierung hat der internationalen Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) ein Ultimatum zur Beendigung der Offensive militanter Albaner in Südserbien gestellt. Die KFOR habe bis Montagabend Zeit, die Angriffe in der entmilitarisierten Grenzregion zum Kosovo einzudämmen, sagte einer der drei serbischen Innenminister, Bozo Prelevic, am Freitag. Nach Ablauf der 72-Stunden-Frist, die am Freitag um 19 Uhr Ortszeit beginne, werde die serbische Polizei in das Gebiet einrücken.

Kämpfer der radikalen Albanergruppe „Befreiungsarmee für Presevo, Medvedja, Bujanovac (UCPMB)“ hatten am Mittwoch und Donnerstag mehrere Kontrollposten der Polizei erobert und kontrollierten eine Hauptverbindungsstraße zum Kosovo. Vor allem in der Gegend um Presevo, wo 70.000 albanischstämmige Menschen leben, kam es in den vergangenen drei Tagen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks von gestern zu Zusammenstößen. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Nachrichtenagentur AFP verlief die Front zwischen albanischen Untergrundkämpfern und serbischen Polizisten durch die Orte Lucane und Konculj. Aus beiden Dörfern wurde Granatenbeschuss aus den Armeekasernen gemeldet.

Die serbischen Sicherheitskräfte und hunderte Bewohner verließen das Gebiet. Allein am Mittwoch hätten Mitarbeiter der UN-Organisation innerhalb von zwei Stunden mehr als 200 Menschen aus den Orten Lucane und Konculj gezählt, die im Kosovo ankamen, sagte eine UNHCR-Sprecherin in Priština.

„Uns wurde versichert, dass KFOR jegliche Übergriffe verhindern und die Terroristen, die aus dem Kosovo gekommen sind, entwaffnen und festnehmen wird“, sagte der serbische Innenminister Prelevic. Zuvor hatte ein anderer der drei serbischen Innenminister, Stevan Nikcevic, bereits ein gemeinsames Vorgehen von Polizei und KFOR gefordert. Nikcevic sagte, die gegenwärtige Krise in der entmilitarisierten Grenzregion zum Kosovo könne nur mit einer abgestimmten Aktion gelöst werden. Die serbische Polizei könne die Aufgabe ohne Unterstützung der KFOR nicht bewältigen.

KFOR-Soldaten sperrten unterdessen alle Straßen ab, die vom Kosovo in das Presevo-Tal führen. Ein KFOR-Sprecher bestätigte, dass am Donnerstag Mörsergranaten aus der Provinz auf Serbien abgefeuert worden seien. Bei einer anschließenden Razzia beschlagnahmten KFOR-Soldaten Granaten, Raketenwerfer, Maschinengewehre und Munition, wie es weiter hieß.

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