„Es war nicht sehr hübsch dort draußen“

Titelverteidiger Pete Sampras erlebt beim Masters Cup in Lissabon ein Debakel gegen Australiens Lleyton Hewitt, würdiger vertritt die ältere Tennisgeneration Andre Agassi mit seinem Sieg gegen den Brasilianer Gustavo Kuerten

BERLIN taz ■ Gegen Spanien schmählich aus dem Daviscup ausgeschieden, John McEnroe nach nur 14-monatiger Amtszeit als Team-Kapitän zurückgetreten, kein wirklich starker Nachwuchsspieler in Sicht – dem US-amerikanischen Tennis geht es wahrhaftig nicht gut im Augenblick. Wären da nicht Pete Sampras und Andre Agassi, die zwar immer wieder von Verletzungen und anderen Kümmernissen aus dem Turnierbetrieb katapultiert werden, aber beharrlich zurückkehren und sich dem Niedergang des US-Tennis sowie dem Ansturm der jungen Generation entgegenstemmen.

Beide haben sich wieder für den Masters Cup der acht besten Spieler qualifiziert, der Auftakt am Dienstag im Pavilhão Atlántico von Lissabon verlief jedoch recht unterschiedlich für die zwei Altmeister. Während der 29-jährige Sampras mit 5:7, 0:6 gegen den Australier Lleyton Hewitt verlor, raffte sich der ein Jahr ältere Agassi zu einer großen kämpferischen Leistung auf und bezwang den allerdings von einer Oberschenkelverletzung gepeinigten Brasilianer Gustavo Kuerten mit 4:6, 6:4, 6:3. Im dritten Match des Tages gewann der Russe Marat Safin mit 6:7 (6:8), 7:5, 6:3 gegen den Spanier Alex Corretja und würde das Jahr als Nummer eins der Weltrangliste abschließen, wenn er das Finale von Lissabon erreicht.

Gegen eben jenen Safin hatte Sampras vor zwei Monaten sein letztes Match, das Finale der US Open, verloren, die lange Pause war ihm deutlich anzumerken. „Es war sicher nicht sehr hübsch dort draußen“, kommentierte er die Niederlage gegen den 19-jährigen Hewitt, der schon vorher geahnt hatte, dass dieses Treffen eine hervorragende Gelegenheit wäre, „ein gutes Match unter den Gürtel zu bekommen“. Agassi dagegen konnte sich über eine „erfreuliche Entwicklung auf dem Platz“ freuen. Auch er hatte mehrere Wochen pausieren müssen, fand jedoch gegen den von 10.000 Portugiesen lautstark unterstützten Brasilianer immer besser ins Match. „Ich glaube, ich kann mich selbst überraschen“, hatte er schon vorher gesagt und sein fortgeschrittenes Tennisalter als Grund für diesen Optimismus angeführt: „Wenn man Erfahrung hat, kann man sooo schnell besser werden.“ Eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt er selbst bei der ATP-WM im letzten Jahr in Hannover zu spüren bekam. Da hatte er in der Vorrunde den auch damals gerade von einer Verletzung genesenen Sampras glatt abgefegt, später im Finale jedoch sang- und klanglos gegen seinen Landsmann verloren.

„Ich erwarte, dass ich mindestens drei Matches lang gesund bleibe“, meinte Agassi in Lissabon, für Gustavo Kuerten haben sich derartige Hoffnungen bereits erledigt. „Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll“, sagte der 24-Jährige. MATTI LIESKE