piwik no script img

Nach der Demo in den Sexshop

Welt-Aids-Tag im Internet: Schwule wollen ihren Spaß haben, Bangemachen gilt auch online nicht mehr

Es versteht sich fast von selbst, dass die deutsche Aids-Hilfe zum heutigen 1. Dezember eine Website gestaltet hat (www.aidshilfe.de). Sie enthält alle wichtigen Informationen zum Stand der HIV-Gefahr. Doch Todeselegien mag im Westen niemand mehr hören. Die Lust hat die Angst vor Aids längst besiegt. „Rein ins Vergnügen“ heißt prototypisch eine der fröhlichsten Aufklärungssites für homosexuelle Männer: „Falls Ihnen die schwule Welt nicht gefällt, hindert Sie niemand daran, wieder hinauszusurfen. Auf unseren Sites gehts um Männer, Männerliebe und Männersex (herzenslust.org/riv).“

Nun denn. Erotik und Kompetenz in Wort und Bild müssen sich nicht ausschließen. Das Grundprinzip heißt: „Nur wer Bescheid weiß, kann verantwortungsbewusst handeln.“ Damit ist keineswegs nur der Schutz vor einer HIV-Infektion durch Safer Sex und Kondome gemeint. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Tipps und Tricks rund um den schwulen Sex, der eine gewisse Verwandtschaft mit dem Sport zu haben scheint. Damit nämlich die „schönste Nebensache der Welt“ nicht durch Pannen und Ungeschicklichkeiten zu einem Fiasko wird, werden hier Ratschläge in deutlichem Szenejargon erteilt, angefangen vom gewöhnlichen „Bumsen“ bis hin zur Grenzziehung bei harten Sexpraktiken, verbalen und körperlichen „Sprachwelten“ oder auch zum schlichten „Neinsagen“.

Um Sexspielzeuge geht es im Kapitel „Produkttest“. Um Fehlläufe zu vermeiden, die schon die erste Nacht mit der neuesten Eroberung zum Desaster werden lassen, berichten junge Schwule über ihre Erfahrungen mit Dildos und Cockringen, Kondommarken und Gleitgels. Praktisch und alltagstauglich sind auch die Rezepte in der Sektion „Liebesmahl“. Ob Sahne oder Banane, Leckereien aller Art lassen sich auch im Liebesspiel verwenden, und die Hobbyköche wünschen den Usern: „Viel Spaß beim feinen Dinieren und Rumsauen.“ Witzig ist das Strip-Poker mit Fragen zur schwulen Geschichte und zu Aids. Für jede richtige Antwort entledigt sich der abgebildete Kerl eines Kleidungsstücks. Klickt man auf „Nicht der Homosexuelle ist gestreift, sondern das Kleid, in dem er steckt“, bleibt der virtuelle Stripper bekleidet. Die richte Antwort auf die Frage nach dem ersten deutschen Schwulenfilm ist „Anders als die Andern“. MICHAEL LENZ

ozlenz@yahoo.com

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen